Der „The Bend Motorsport Park“ in Australien ist der Schauplatz des Weltcup-Auftakts im Paracycling und so mancher Athlet hatte in den ersten Nächten nach der Ankunft mit dem Jetlag seine liebe Not. Nicht so Franz-Josef Lässer. Der radelte einfach von Adelaide über 170 Kilometer zur Rennstrecke und war dann richtig müde. „Ich habe mich dann ins Bett gelegt und mein Zimmerkollege hat gemeint, dass ich nach zwei Minuten geschnarcht habe“, erzählt er mit einem Lachen. Einem Koala ist er auf dem Weg gerade noch rechtzeitig ausgewichen und ein Känguru hat er mittlerweile auf einer Trainingsfahrt auch gesehen. „Ich habe mich noch gewundert, dass keine zu sehen waren und auf einmal ist ein zwei Meter großes neben mir gestanden.“

Die Landschaft sei am anderen Ende der Welt zwar „unglaublich“, aber die Straßen in Down Under „rollen“ nicht. „Auf der Rennstrecke ist es anders. Da ist es so schnell, da fährt das Rad auf einmal mit“, sagt Lässer, der ab Montag im Straßenrennen und im Zeitfahren auf einen Podestplatz hofft. Damit könnte er sich selbst ein Geschenk machen, denn am letzten Wettkampftag, kommenden Mittwoch, feiert er seinen 23. Geburtstag. Beim Training in den Weinbergen hat er bereits Bekanntschaft mit der Weltelite der World Tour gemacht. Mit der Tour Down Under beginnt heute in der Nähe von Adelaide die World Tour der Berufsradfahrerinnen, die Männer starten am Dienstag ebendort.

Ein Selfie mit dem Känguru
Ein Selfie mit dem Känguru © LÄSSER

Auf die hohen Temperaturen in Australien und bei den kommenden Bahn-Rennen hat er sich mit einem eigenen Hitzetraining vorbereitet. Dazu ist er kurzerhand nach den eigentlichen Einheiten von drei bis vier Stunden noch auf die Walze gestiegen. „Ich habe mir die Thermojacke und darüber ein Gilet angezogen. Da bekommt man die Kerntemperatur schnell auf 39 Grad hoch.“ Ohne Lüftung kommt der Körper da richtig ins Schwitzen. „4,5 Liter in Eineinviertelstunden habe ich schon trinken müssen.“ Diese Einheiten sollen ihm auch bei der Bahn-WM in Rio de Janeiro (BRA) im März helfen: „Auf der Bahn ist es einfach immer heiß“. Mit Silber im Omnium der WM von Glasgow (2023) ging sein Para-Stern auf der Bahn auf.

Den Großteil der Vorbereitung auf die Olympischen Saison hat er in und um Graz absolviert, vor den Feiertagen war er im Trainingseldorado Mallorca. Der volle Fokus gilt erst einmal der Qualifikation für Paris. Daher wird er sich bei Straßenrennen für den Rennstall WSA Graz vor dem August noch zurückhalten. „Es sieht schon gut aus, aber ich muss vor den Spielen noch ein paar gute Ergebnisse abliefern.“ Da es bei den Spielen kein Omnium gibt, konzentriert er sich auf die 4000 und 2000 Meter. „Bei der WM war ich ohne ein darauf abgestimmtes Training nur fünf Sekunden von Gold weg.“ Paralympische Medaillen hat Handbiker Thomas Frühwirth bereits zu Hause und auch er verpasst dem Start in Australien einen weiß-grünen Anstrich.