Die Heilgen Drei Könige servierten den Fans im Bunker heuer ein Duell zweier Mannschaften, bei denen das Eis mit Fortlauf der Saison immer dünner geworden ist. 3007 Zuseher wollten sich das Match nicht entgehen lassen und die Draustädter zeigten sich reisefreudig: Die gesamte Tribüne hinter dem Tor war voll. Sie sollten ihr Kommen nicht bereuen. Der VSV war in der ICE Hockey League bei den Grazern zu Gast – ein Match, das schon viele große Austragungen gesehen hatte. Dieses Mal waren die Vorzeichen wenig rosig: Die Adler hatten in sechs Spielen seit dem Weihnachts-Break nur neun Punkte geholt, die 99ers heiße vier. VSV-Trainer Marcel Rodman konnte das Ruder nach seiner Bestellung (noch) nicht herumreißen und die Adler trudelten unter den Strich (Top sechs). Die Grazer rangieren gar noch einen „Strich“ tiefer, sogar an letzter Stelle. Das 1:7 ist der Hoffnung auf eine Postseason in Graz bestimmt nicht dienlich.

Es war die elfte VSV-Partie unter Rodmans Führung und er musste den erkrankten Alexander Rauchenwald in der dritten Linie durch Elias Wallenta ersetzen. Drei volle Linien sollten es gegen Grazer richten, bei denen Daniel Viksten, Ex-Adler Dominik Grafenthin, Erik Kirchschläger und Sascha Bauer fehlten. Im Tor durfte sich Nico Wieser (vierter Einsatz der Saison) gegen seinen Heimatverein beweisen. Trainer Johan Pennerborn gab ihm den Vorzug gegenüber Lars Volden – er musste gegen Ljubljana vom Eis.

Rassiger Start

Die ersten Aktionen gehörten den Heimischen. Auf eine Doppelchance folgte ein Konter durch Anthony Salinitri (2.). Er schob Jean Philippe Lamoureux die Scheibe unter den Schonern durch. Die Adler erkannten die Dringlichkeit des raschen Handelns und drückten die Grazer in deren Zone. Mit Erfolg: Hinter dem Tor stehend, bediente John Hughes den lauernden Andrew Desjardins (5.). Wieser ließ sich in der kurzen Ecke überraschen. Die Adler ließen nicht ab, Desjardins prüfte mit einem Schlagschuss Wieser abermals. Beide Mannschaften spielten intensiv und arbeiteten hart, wenngleich der VSV mehr Zeit in des Gegners Zone hatte. Das bot Chancen für Konter. Die nutzten dann aber ausgerechnet die Adler. Desjardins fuhr alleine auf Wieser zu und der war schnell genug auf dem Eis. Die Scheibe war frei und dann zeigte Maximilian Rebernig sein eisläuferisches Können. Er war schneller als vier Grazer und schupfte die Scheibe zwölf Sekunden vor der Pause ins Netz.

Das zweite Drittel begann ideal für die Adler, wenn auch glücklich. Wallenta (22.) zeigte vor dem Kasten an der Hashmark einen schönen Drehschuss über die linke Schulter. Der Puck wäre eigentlich am Tor vorbeigegangen. Eigentlich, denn der Schlittschuh von Clemens Krainz lenkte das Spielgerät ins Tor. „Wir woll‘n euch kämpfen sehen“, skandierten die 99ers-Fans. Ein Schlachtgesang, der in der laufenden Saison quasi in Dauerschleife zu hören ist.

Die Grazer zeigten keine großartige Reaktion auf den Gegentreffer, die Adler hatten das Geschehen im Griff. In der 25. Minute traf Michael Kernberger nur das Außennetz – Lamoureux war in der anderen Ecke. Zuvor sorgte eine freie Scheibe im Torraum der Villacher für eine brenzliche Situation. Dann zog allerdings Robert Sabolič (28.) die Aufmerksamkeit bei einem Angriff auf sich und hatte das Auge für den perfekten Querpass. Dort war Alex Wall mutterseelenallein. Die 99ers drohten vollkommen zu zerbrechen. „Steht auf für den VSV“, sagen die Anhänger der Blau-Weißen, auf der anderen Seite herrschte Tristesse. Eine Strafe gegen Krainz (Haken/38.) war die erste des Abends, hatte aber keine Folgen.

Schlussabschnitt

Es war an Kevin Hancock (45.), die Villacher auch im dritten Abschnitt jubeln zu lassen. Er stürmte alleine auf Wieser zu, wartete lange. Wieser ging runter und die Scheibe halbhoch ins Netz. Die Grazer zeigten gegen die Villacher ein altes Leiden: die mangelnde Chancenauswertung und dazu gesellten sich auch noch zahlreiche Fehler im Passspiel. Das Pre-Play-off kann sich die Mannschaft von Pennerboren so wohl „einrexen“, der VSV hingegen dürfte wieder Aufwind unter spüren. Gegen Wien (H/Dienstag) und Ljubljana (A/Freitag) können die Villacher diesen Schwung vielleicht mitnehmen.

Für eine breite Brust half bestimmt auch das 6:1 durch Philipp Lindner (48.). Er traf gegen seinen Ex-Klub mit einem Schlagschuss. Dabei sah Wieser nicht besonders glücklich aus. Er wehrte die Scheibe mit dem Handschuh ab, sie sprang über ihn ins Tor. Bitter, aber sinnbildlich für den desaströsen Zustand der Grazer. Wenig später bekam Wallenta (48.) den Puck durch die Mitte und er lief vollkommen frei auf Wieser zu. Den ersten Versuch wehrte dieser ab, den Abpraller hatte aber der Stürmer. Ein Stangenschuss von Graz-Kapitän Taylor Matson und einer an die Latte von Renars Krastenbergs ging im Jubel der Auswärtsfans unter. Die tanzten den „blau-weiß-blauen Walzer“ zum ersten Sieg im Kalenderjahr 2024.