Wenn Christian Fink sein Messer ansetzt, hängt oft eine Sportlerkarriere am seidenen Faden. Knapp jede Fünfte seiner 350 bis 380 Operationen im Jahr führt er am Knie von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern durch. So waren schon Aksel Lund Svindal, Felix Neureuther, Beat Feuz, Giorgio Chiellini und Nicolas Seiwald beim gebürtigen Oberösterreicher. Zuletzt reihten sich David Alaba und Marco Schwarz in seine Patientenliste ein.

Der Real Madrid-Star hatte sich in einem Ligaspiel in Spanien das Kreuzband gerissen. Durch Finks Behandlung soll der Kapitän des österreichischen Nationalteams trotzdem noch auf den EM-Zug aufspringen - ein Wettlauf mit der Zeit. Nur zwei Wochen später war mit Schwarz der nächste heimische Sport-Star in den Händen Finks. Österreichs Ski-Allrounder mit Chancen auf den Gesamtweltcup hatte sich in der Abfahrt in Bormio ebenfalls eine schwere Knieverletzung zugezogen. Für Fink sind derartige Eingriffe nichts Neues. Von Routine will er jedoch nie reden - bei keinem Patienten.

Finks Name ist über die Grenzen Tirols und Österreichs bekannt. Nach seinem Medizinstudium in Innsbruck operierte der heute 57-Jährige bei Forschungsaufenthalten unter anderem in den USA, Italien, Australien und der Schweiz. Seine Arbeit als Chirurg bezeichnet er als einen „Schlüssel“, aber beileibe nicht den einzigen. Die Operation würde auf dem Weg zur Genesung 40 Prozent ausmachen, die restlichen 60 Prozent lägen in den Händen der Reha-Therapeuten.

Fink kennt wie kein anderer Arzt in Österreich die Auswirkungen einer Kreuzbandverletzung. Durch zahlreiche Bücher und mehr als 400 internationale Vorträge zum Thema hat sich Fink den Kosenamen „Kreuzband-König“ erarbeitet. Wunderheilungen gibt es bei ihm aber nicht. Es sei immer eine Frage der Zeit, bis Sportler wieder einsatzfähig sind, auch wenn sie sich zum Spezialisten begeben.