Die Aufregung oben am Gletscher war nur kurz, als durchdrang, dass sich die Aktivisten der „Letzten Generation“ tatsächlich auf die Straße auf den Gletscher gesetzt und angekettet hatten. Oben war alles angerichtet, nur der Wind spielte da nicht mit. Nach 47 Läufern war Schluss. Wäre man in manch vergangenem Jahr darüber wohl gar nicht so traurig gewesen, weil Österreichs Läufer ein wenig hinterherfuhren, so schmerzte der Abbruch diesmal doppelt: Denn Marco Schwarz war nach Lauf eins sensationell in Führung gelegen, hatte Marco Odermatt, dem Dominator der vergangenen Saison, fast drei Zehntel abgenommen.

„Ich nehme das als Sieg mit“, meinte der Kärntner auch. Das Skifahren war sehr gut, rausbringen lasse ich mich durch den Abbruch also nicht. Auch wenn ich gern den zweiten Lauf gefahren wäre, der Abbruch war richtig, weil es nicht mehr fair war.“ Zusatz: „Man darf die Bestzeit aber nicht überbewerten. Ja, die Vorbereitung war sehr gut, aber Odi wird auch noch an ein paar Schrauben drehen. Das wird sicher spannend. Ich bin jedenfalls konkurrenzfähig und happy.“

Trauer im ÖSV

Auch Cheftrainer Marco Pfeifer trauerte dem zweiten Lauf ein wenig nach: „Aber auch ich nehme das Rennen als Sieg mit. Ich bin sehr zufrieden, wir haben uns stark wie lange nicht präsentiert“, sagte der Cheftrainer der Herren, der seinen „Musterschüler“ Schwarz einmal mehr lobte: „Er war imposant, vor allem im Flachen. Wir freuen uns auf die Saison und darüber, dass der Eindruck im Training nicht getäuscht hat. Aber lassen wir die KIrche einmal im Dorf.“ Und doch: Auch angesichts des Mammut-Programms, das sich Schwarz vorgenommen hat, weiß Odermatt: Die Jagd auf ihn und den Thron hat begonnen. „Es wäre schon hier ein spannender Kampf im zweiten Lauf geworden - die beiden können sich schon pushen“, sagte Pfeifer.

Der aber dezidiert auch die gesamte Mannschaft lobte: „Da wäre im zweiten Lauf schon noch was drinnen gewesen. Aber ich muss sagen: Lieber habe ich so einen Abbruch mit einer guten Mannschaft, als ein ganzes Rennen, in dem wir hinten sind.“

Bei der Konkurrenz sorgte die Leistung von Marco Schwarz durchaus für Grübeln: „Ich muss noch einmal über die Bücher und analysieren, wie ich die sechs Zehntel im unteren Teil verloren habe. Denn vom Gefühl her habe ich da durchaus die riskantere Linie gewählt und es hat sich nicht schlecht angefühlt“, meinte Marco Odermatt. Siehe oben: Der Zweikampf hat begonnen, die Jagd ist eröffnet. Man darf sich auf das Duell freuen, wenn sich die Weltspitze so pusht.

Neuer Schuh für Kristoffersen

Was sonst noch auffiel: Etwa dass Henrik Kristoffersen tatsächlich schon zum Saisonstart mit einem neuen, von Hirschers „Van Deer“-Gruppe selbst entwickeltem Schuh am Start war. Ein Schritt, der notwendig wurde, weil die Rossignol-Gruppe den Norweger nicht mehr mit dem Lange-Schuh ausstatten hatte wollen. „Er hätte sich neue kaufen können“, sagte Jonathan Wyatt, seit wenigen Wochen CEO der Firma. Und er offenbarte: „Wir haben gedacht, dass das Projekt den ganzen Winter brauchen wird. Aber Henrik war von den ersten Tests an schneller. Also sind wir schon heute mit dem eigenen Schuh gefahren.“

Offen ist nur noch, ob und wann der Riesentorlauf nachgeholt wird. Die ursprüngliche Regel, wonach ein Gletscherrennen nicht nachgeholt werden darf, gibt es nicht mehr. „Der ÖSV hat sein Interesse, dieses Rennen in Österreich nachholen zu dürfen, jedenfalls angemeldet“, sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer.