Nirgendwo in Italien sind die kulinarischen Genüsse so vielfältig wie in Triest und seinem karstigen Umland. Das liegt einerseits an den Einflüssen aus allen Himmelsrichtungen, an dererseits an den authentischen Lebensmitteln, die in der Umgebung gedeihen und produziert werden.
Im Schmelztiegel Triest vereinigten sich einst Einwanderer aus allen Teilen der Welt, brachten ihre typischen Gerichte mit und ließen alle in Eintracht mitkosten. Besonders herauszuschmecken sind nachbarschaftliche Einflüsse: Gulasch, Caiserfleish con Kren, Wurstel con crauti, Guguluf, Kifel, Stinco, Potica, Presnitz, Palacinke – Gerichte, die ganz nach der einstigen K&K-Monarchie klingen.
Eine Besonderheit Triests sind die Buffets mit deftigen, gekochten Stücken vom gut gemästeten Schwein. Bei „Pepi“ köcheln Bauchfleisch, Beinfleisch, Würste und Sauerkraut in großen Töpfen und werden mit Kren gar köstlich serviert. Mit den Buffets labte man einst die hungrigen Fischer, die in aller Früh vom Fischfang zurückkehrten, jetzt sind es gestresste Banker, einfache Arbeiter in der Mittagspause und Touristen, denn „Buffet da Pepi“ steht in jedem Reiseführer.
Noch heute präsentiert sich die Vielfalt der Triestiner Küche in einer Hundertschaft hochwertiger Restaurants, ein facher Trattorien, gemütlicher Osterien, Caffès, Bars, Konditoreien, Bäckereien, außergewöhnlicher Imbissläden (SaluMare) und einer Unzahl wunderbarer Fischrestaurants.
Kein Wunder, dass Veit Heinichens Commissario Proteo Laurenti in dieser Stadt ein Feinschmecker geworden ist. Sein schriftstellerischer Schöpfer wohl auch, was auf seine Verbindung mit einer der besten Köchinnen Triests, Amy Scabar, und auf das eine oder andere Stammlokal in seinen Büchern hinweist (Al Faro, Gruden).
Jota, die einfache, aber kräftige Sauerkrautsuppe mit Kartoffeln, Štruklji mit süßen und pikanten Füllungen, Kalbsstelze aus dem Rohr mit Pfannenkartoffeln, Kaninchen mit Gemüse, süße Gnocchi di Susine, Ljubljanska (gefülltes Schnitzel), Spinatrouladen – diese schmackhaften Gerichte wird man auf den Speisekarten des Karsts finden. Im höchst gelegenen Fischerdorf Italiens, Santa Croce, und an der Küste kann man sich hingegen an variantenreichen Fischgerichten und Muscheln erfreuen.
Weil man das gute Essen zu allen Zeiten geschätzt hat, hat sich in Triest und seinem Hinterland eine Produktion von hochwertigen Lebensmitteln etabliert. Zum Beispiel das „flüssige Gold“, das kalt gepresste, herb schmeckende Olivenöl Tergeste aus dem Val Rosandra. Zur Weltspitze vorgestoßen sind die geschätzten autochthonen Rebsorten Vitovska, Malvasia, Glera und Terrano, was Winzern wie Kante, Zidarich, Skerk, Vodopivec, Lupinc zu verdanken ist. Die Glera-Traube wurde vor langer Zeit aus dem Ort Prosecco nach Valdobbiadene gebracht, wo seither der viel gefeierte Prosecco daraus gekeltert wird.