In Österreich lernen die Kinder von klein auf Ski fahren, in Triest segeln. Ist das das Geheimnis der Segelleidenschaft?
MITJA GIALUZ: Das Meer und den Wind haben alle Triestiner in sich. Sobald sie geboren wurden, haben sie eine enge Bindung zum Meer. Es ist wie der Autor Izzo über Marseille schreibt: „Die Freude ist eine einfache Idee.“ Schon kleine Kinder werden bei uns ins Wasser geworfen, damit sie die Scheu vor dem Meer verlieren. Schon bald beginnen sie zu segeln und entdecken die Freude am Navigieren, und das in dem schönen Golf von Triest, wo sich das Mittelmeer mit Europa trifft.
Warum wird Triest als Hauptstadt des Segelsports bezeichnet und wo liegt die Faszination der Barcolana für Zuseher und Teilnehmer?
Ich bin überzeugt, dass es das Segelevent in keiner anderen Stadt der Welt geben kann. Die große Anzahl der Segelclubs und die zahlreichen Enthusiasten so wie die leidenschaftliche Art, den Segelsport zu leben, sind typisch triestinisch. Dazu kommt die Faszination der wunderschönen Stadt und die Zielstrebigkeit der Menschen, die seit 50 Jahren an dem Zustandekommen der Barcolana mitarbeiten. Die Barcolana ist mehr als eine Regatta, sie ist ein Fest des Meeres. Außer denjenigen, die um den Sieg kämpfen, hat die Barcolana tausend Gesichter: Familien, die einen Bootsausflug machen, Freunde, die ihre Erfahrungen miteinander teilen, aber auch Rivalen, die den Nachbarn zeigen wollen, wer der Bessere ist. Das ist auch für Zuseher ein einzigartiges Spektakel.
Können Sie den wirtschaftlichen Erfolg in Zahlen fassen?
Zum 50. Geburtstag haben wir Professor Guido Guerzoni von der Universität Bocconi in Mailand mit einer Studie beauftragt, die wirtschaftlichen Vorteile für Triest und die Region Friaul-Julisch Venetien zu evaluieren. Es ist herausgekommen, dass Triest und die Region durch die Barcolana rund 75 Millionen Euro lukrieren. Ein finanzieller Erfolg, der der gesamten Gemeinschaft zugute kommt. Es geht aber nicht um die Einnahmen für die Barcolana, sondern um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Events im Lande, insbesondere in Triest und auch in der gesamten Region.
Wie viele Besucher und Teilnehmer erwarten Sie heuer?
Wir sind glücklich, dass wir im Vorjahr einen Weltrekord mit 2689 Teilnehmern aufgestellt haben. Die Zahlen sind aber keine Obsession. Wir haben die Teilnehmerzahl heuer auf 2700 limitiert. Damit können wir uns auf die Qualität und die Sicherheit des Events konzentrieren, um es künftig noch besser zu machen.
Die Barcolana 2020 wirft ihre Schatten voraus. Gibt es schon ein Programm für nächstes Jahr?
Die Barcolana endet nie. Viele Ideen, die wir uns vorstellen, lassen sich erst im Laufe der Zeit realisieren. Sehr oft entwickeln wir mit unseren Partnern Projekte, die wir später umsetzen. Wir werden darüber aber erst im November sprechen. Zuerst freuen wir uns auf viele leidenschaftliche österreichische Segler.