Sie sind das vierte von sechs Kindern. Würden Sie sagen, Sie waren immer brav?
LUDMILLA UNGER (82): Ich bin in Tillmitsch aufgewachsen. Die meiste Zeit war ich brav. Bis auf zweimal, an die kann ich mich noch gut erinnern. Mit gerade einmal fünf Jahren habe ich beim Bauern einen Apfel gestohlen. Als der Bauer das gesehen hatte, drohte er eine Anzeige zu erstatten oder meine Mutter solle als Wiedergutmachung einen Tag bei ihm die Strafe abarbeiten. Das zweite Mal war in der Schule. Ich musste Nachsitzen, weil ich zu meiner Lehrerin frech war. Allerdings bin ich nicht lange beim Nachsitzen geblieben. Ich bin aus dem Fenster gestiegen und habe mich hinter der Bäckerei in der Nähe versteckt.

Haben Sie etwas aus Ihrer Jugend bereut, getan zu haben?
Nein. Wäre ich noch einmal jung, würde ich nichts ändern wollen. Ich hab jeden Moment dieser Zeit geliebt und genossen. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht, wir waren gemeinsam schwimmen oder Ski fahren, das war eine schöne Zeit.

Was sagen Sie zur heutigen Jugend?
Die heutige Jugend tut mir leid. Der Bund der Familie geht oft verloren, weil beide Elternteile Vollzeit arbeiten. Kinder verbringen auch viel zu viel Zeit am Handy und machen, so kommt es mir vor, beinahe nichts mit den Eltern.

Apropos heutige Jugend. Als Klassenclown sind Sie abgestempelt. Wie kam es dazu?
MARIJAN KUPPER (14): Ja, ich werde öfters als Klassenclown bezeichnet, etwa weil ich in den Unterrichtsstunden unaufmerksam bin. Mein Image ist über die Zeit einfach entstanden. Bereits seit der Volksschule habe ich diesen Ruf.

Stört Sie der Ruf?
Manchmal ist es nicht sehr vorteilhaft so ein Image zu haben, vor allem nicht bei Lehrerinnen und Lehrern. Mit dem Image kann ich aber leben.

Haben Sie das Gefühl, anders behandelt zu werden?
Ja, teilweise. Lehrerinnen und Lehrer nehmen mich aber deshalb nicht weniger ernst, sondern reagieren nur vereinzelt mit einem unfreundlichen Unterton auf meine Wortmeldungen.

Wie sieht es mit Streichen aus - Werden noch Streiche gemacht oder gibt es diese nur mehr im Fernsehen?
Es gab einen Vorfall in der Klasse mit Fischen. Die Nebenklasse warf eingelegte Fische ins Waschbecken meines Klassenzimmers. Die Fische fielen auf den Boden und lagen im Raum verteilt. Wer das war, weiß man nicht. Als die Lehrerin dann in die Klasse kam, herrschte große Unruhe.

Als Kassiererin in einem Lebensmittelgeschäft haben Sie häufig Kontakt mit Jugendlichen. Was sagen Sie zur heutigen Jugend?
THERESIA MAIER: Junge Leute greifen vermehrt zu Markenprodukten und achten kaum auf Regionalität oder auf Bioqualität. Auch die Arbeit, die dahintersteckt, ist den Jugendlichen oftmals fremd, kommt es mir vor.

Können Sie das Vorurteil, Jugendliche sind oft unhöflich, bestätigen?
Viele Jugendliche sind oft höflich und nett, leider gibt es aber auch viele, die frech sind und sich nicht benehmen.

Was würden Sie sich von den Jugendlichen wünschen?
Für die Zukunft würde ich mir von den Jugendlichen wünschen, dass sie sich mehr mit ihrem Konsumverhalten auseinandersetzen und versuchen auf die Umwelt zu achten.