Welche Probleme hat die Hartberger Innenstadt?
MARCUS MARTSCHITSCH: In der Innenstadt gibt es mehrere Probleme und wir haben vor allem mit dem Leerstand zu kämpfen. Die weltweite Entwicklung zum Onlinehandel und die oft zu geringe Fläche für den stationären Handel sind einige Gründe dafür. Deshalb möchten wir uns in der Zukunft eher auf Kleinläden konzentrieren und in den nächsten Jahren auch die Stadtbücherei in die Fußgängerzone übersiedeln und die Stadtwerke in der Innenstadt ansiedeln. Die Hauseigentümer zögern auch oft die Vermietung durch Geschäfte hinaus, viele schließen dies generell aus.

Einige Geschäfte sind aus der Innenstadt weggezogen. Wirkt sich das auf die Jugendlichen aus?
Das Modehaus Roth war ein großer Verlust für die Innenstadt, aber ich persönlich kann aus familiärer Erfahrung sprechen, dass Jugendliche bevorzugt eher online einkaufen bzw. der Vormarsch des Onlinehandels schwer aufzuhalten ist. Freizeiteinrichtungen wären sehr sinnvoll, um Jugendliche wieder in die Innenstadt zu locken. Wir stehen auch in Austausch mit mehreren Universitäten, wo unter anderem ein Projekt mit der Uni Graz stattgefunden hat, das sich darauf spezialisiert hat, wie sich Studierende eine Stadt vorstellen. Das Scheitern der Ansiedlung der Firma Ringana im Schloss ist ein großer Verlust für die Innenstadt. Tausende Besucher und Kunden hätten den Handel und die Gastronomie in der Innenstadt gestärkt.

Das Kino in Hartberg schloss Ende letzten Jahres. Ist schon ein Ersatz geplant?
Eine Bezirkshauptstadt ohne ein Kino ist schwer vorstellbar, deswegen haben wir in den nächsten Wochen Gespräche mit großen Kinoketten, um eine Ansiedlung in die Wege zu leiten. Die meisten Kinos sind heutzutage Teil eines Kinocenters, was bedeuten würde, dass auch Platz für Gastronomie und Entertainment geschaffen werden müsste. Der Platz ist in der Innenstadt schwer verfügbar, deshalb ist eine Oststeiermarkhalle hinter dem Hatric in Überlegung. Diese wäre zwar nicht in der Innenstadt, andererseits haben wir als Bezirkshauptstadt auch eine Verantwortung für die Unterhaltung von Personen aus dem größeren Umkreis. Wir als Gemeinde werden allen innovativen Unternehmen helfen und diese auch finanziell fördern.

Hat die Innenstadt für Jugendliche noch Zukunft?
Die Innenstadt benötigt eine Transformation, kleine Boutiquen sind die Zukunft und wir bemühen uns auch um eine Rückkehr eines Pubs in die Innenstadt. Wir starten noch heuer mit einer Attraktivierung der Fußgängerzone, die unbedingt an den modernen Zeitgeist angepasst werden muss. Ein Hotspot für die Jugendliche wird die Innenstadt durch Aufenthaltsqualität und Lokale, jedoch nicht durch klassische Bekleidungsgeschäfte. Wir bemühen uns auch wieder um einen Drogeriemarkt, die im Hatric nicht besonders erfolgreich sind. Die Innenstadt wird nicht aussterben, sondern sich immer wieder neu erfinden und einen anderen Zweck erfüllen.

Gibt es einen Zeitpunkt, wo man eine Veränderung der Innenstadt erkennen kann?
Nein, es gibt keinen Schalter, den wir einfach so umlegen können. Wir arbeiten seit drei Jahren an einer Neuentwicklung der Innenstadt und es ist schwer einschätzbar, wie lang einzelne Projekte dauern oder eine Zusage erfolgt. Vor allem sollte eine Veränderung der Fußgängerzone sichtbar sein, deren Restaurierung schon lange überfällig ist. Seit drei Jahren fördert die Stadt Hartberg auch Kleinunternehmung finanziell, um diese Entwicklung zu beschleunigen. Mein Wunsch ist es, gemeinsam und vereint unsere Innenstadt zu verändern.