Josef, du bist seit diesem Schuljahr Schüler im Agrarbildungszentrum Hafendorf, besser als Fachschule bekannt. Wie ist der Alltag, "das Leben" hier?
JOSEF UEBELLEITNER: Von Montag bis Freitag im Internat zu leben, ist eine große Umstellung. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Durch das Internat wird man rasch selbstständig.
Selbstständig? Wie das?
Man muss sich selber organisieren: Was brauche ich wann, wo? Was mache ich wie? Ich finde das auch irgendwie lustig und man fühlt sich "größer".
Ist der Praxisunterricht, das Schulleben bisher lehrreich?
In der Praxis habe ich schon viele neue Sachen gelernt. Aber auch der Theorieunterricht kommt nicht zu kurz. Das Wissen hinter dem Tun ist wichtig und muss auch von irgendwo herkommen.
Was können Fachschulen tun, dass sie besser wahrgenommen werden?
Ich glaube, man muss mehr auf sich aufmerksam machen. Einfach herzeigen, dass es uns gibt und was wir hier tun. Auch in den sozialen Medien kann man auf uns aufmerksam machen, das ist vor allem für die Jugend interessant. Wichtig ist, auch zu sagen, dass wir keineswegs altmodisch rüberkommen sollen.
Werden Fachschulen schlechtgemacht, bzw. ist es ihr Ruf?
Ich finde, genau das Gegenteil ist der Fall. Fachschulen sind Trend. Wir erlernen schließlich Berufe, die es im Leben braucht.
Wie sieht deine Zukunft nach Hafendorf aus?
Mit dieser Ausbildung habe ich den land- und forstwirtschaftlichen Facharbeiter in der Hand. Mit dem Abschluss des vierten Jahrganges, dem LAK (Lehrabschlusskurs), bin ich dann noch ausgebildeter Maschinenbautechniker. Das ist zurzeit mein Ziel. Den elterlichen Betrieb zu übernehmen und davor noch in einem metallverarbeitenden Unternehmen zu arbeiten, kann ich mir gut vorstellen.
Der heimische Hof ist demnach dein Dreh-und-Angelpunkt?
Ja, weil würde es keine Bäuerinnen und Bauern geben, hätten wir keinen gedeckten Tisch und volle Regale. Dann würde es nicht sehr rosig aussehen. Wir wären ohne Bauern ziemlich aufgeschmissen.
"Frauen als Rückgrat der Landwirtschaft"
Du bist jetzt im vierten Jahrgang der Fachschule Hafendorf, dem sogenannten Lehrabschlusskurs. Warum hast du vor drei Jahren für diese Schule entschieden?
ANJA ERNDL: Ich habe mir mehrere landwirtschaftliche Fachschulen angesehen. Hafendorf war aber mein Favorit. Mir hat der Zweig der Metallverarbeitung gut gefallen. Der wird nämlich in keiner anderen landwirtschaftlichen Fachschule so wie hier angeboten.
Wie hast du die letzten Jahre in Hafendorf erlebt?
Drei Jahre Fachschule prägen. Man wird in dieser Zeit gemeinsam mit allen erwachsen. Rückblickend war es genau meine Schule. Man lernt viel für Brauchbares zum Beispiel für eine spätere Betriebsübernahme und Betriebsführung.
Wenn du zurückblickst, was waren die Highlights – schulisch und im Internat?
Schulisch war ganz klar der dritte Jahrgang mein Highlight. In dem Jahr haben wir viele Sachen erlebt. Der einzigartige Höhepunkt, an den ich mich ewig erinnern werde, war auf jeden Fall unser Abschlussball. Aber auch die verschiedenen Exkursionen waren toll. Im Internat hat mir das Internatsleben an sich gefallen. Man hat immer etwas zum Lachen, man kann neue Freunde finden und viele neue Erfahrungen machen.
Wurden deine Erwartungen an die Schule erfüllt?
Ja, das kann man so sagen. Ich bin mehr als zufrieden.
Wirst du den elterlichen Betrieb übernehmen?
Ja, wir haben zu Hause einen Milchviehbetrieb. Man weiß zwar nie, wohin einen der Weg führt, dennoch werde ich den Betrieb übernehmen und kräftig mitanpacken.
Glaubst du, dass es als Frau – bei all den Männern in der Branche – schwer ist, einen Betrieb zu führen?
Es gibt viele Meinungen darüber. Ich finde, dass Frauen schon längst das Rückgrat der Landwirtschaft sind. Aber sie sind nur wenig sichtbar.
Wie sehen deine Pläne für die nächsten drei bis fünf Jahre?
Drei bis fünf Jahre klingt lang für mich. Beruflich und persönlich möchte ich mich weiterentwickeln. Momentan ist meine Lehrabschlussprüfung als Maschinenbautechnikerin im Frühjahr das große Ziel.