"Facharbeitermangel bei uns kaum spürbar"

Die Firma Horn ist ein Metallbauunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern. Was machen Sie genau?
Markus Horn (Geschäftsführer): Wir sind spezialisiert auf Sonderanfertigungen. Es gibt keine Fließbandarbeit, weshalb unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mit neuen Herausforderungen konfrontiert sind.
Gibt es Probleme, die mit Ihrer ländlichen Lage verbunden sind?
Ein Problem ist die durchaus große Entfernung zu den Ballungszentren und die damit verbundene erschwerte Verkehrssituation. Allerdings muss man auch das Positive daran sehen: Unsere Fachkräfte sind vor Ort und müssen nicht pendeln. Die Jugendlichen der Region finden bei uns in der betriebseigenen Lehrwerkstätte einen geeigneten Lehrplatz. Ganz nach dem Slogan ‚Hier beginnt unser Erfolg‘ haben wir bereits mehr als 140 Lehrlinge ausgebildet. Außerdem haben langjährige Mitarbeiter bei uns eine sichere Arbeitsstelle. Dadurch waren Facharbeitermangel oder Fluktuation bei uns in den letzten Jahren kaum spürbar.

Wie hat sich die Pandemie auf Ihren Betrieb ausgewirkt?
Durch größte Bemühungen, sprich Einhaltung der Maßnahmen und auch großem Verständnis der Mitarbeiter, haben wir es geschafft, Kurzarbeit sowie große Ausfälle des Personals zu vermeiden. Dennoch hatten wir zu Beginn der Pandemie nur eine 50-prozentige Auslastung und mussten kurze Zeit in eine Arbeitsteilung gehen. Unseren Kunden- sowie Lieferantenstamm, der europaweit bis in die USA reicht, konnten wir aufrechterhalten.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in zehn Jahren?
Man muss sich zuerst einmal die Vergangenheit vor Augen halten, um für die Zukunft zu lernen. Wir streben immer den Erwerb der neuesten und nachhaltigsten Technologien an. Seit 2021 kommen wir ohne fossile Brennstoffe aus. Stattdessen heizen wir mit Wärmepumpen und durch Wärmerückgewinnung. In zehn Jahren sehe ich unseren Betrieb in einer sehr guten Lage und noch immer an der Spitze der österreichischen Metallverarbeitung.

Die Geschäftsführung der Firma Horn: Edith Gutschelhofer, Christian und Markus Horn
Die Geschäftsführung der Firma Horn: Edith Gutschelhofer, Christian und Markus Horn © KK

Es geht nicht nur um die Lage

Die Willingshofer GmbH baut Anlagen für Kunden auf der ganzen Welt. Dennoch ist der Familienbetrieb tief im ländlich geprägten Heimatdorf Gasen verwurzelt, wo sich die ehemalige Schlosserei unter der Führung des Geschwistertrios Gerhard und Siegfried Willingshofer und Andrea Feichtenhofer zu einem Erfolgsbetrieb mit mehr als 100 Mitarbeitern entwickelt hat.

Wie geht es einem recht großen Unternehmen in einer geografischen Randlage? „Man darf nicht nur die Nachteile sehen“, ist Siegfried Willingshofer überzeugt. „Die Lage mag ein Nachteil sein, dafür haben wir extrem engagierte und loyale Mitarbeiter.“ Der Großteil von ihnen kommt direkt aus der Region, einige aber auch aus der weiteren Umgebung und aus dem Ausland. Außerdem sei zum Beispiel der Breitbandausbau zügig durchgezogen worden, wodurch eine gute Kommunikation mit Kunden weltweit ermöglicht wird. „Unsere Kunden sind auch in Deutschland oder China, da ist es egal, ob wir in Gasen oder Weiz sind.“

Den Facharbeitermangel spürt man auch bei Willingshofer. Neue Mitarbeiter sind schwierig zu rekrutieren, da im Großraum Weiz die niedrigste Arbeitslosenrate der ganzen Steiermark herrscht. „Bei einem Ort mit 900 Einwohnern ist es schwierig, die Stellen mit Leuten aus der direkten Umgebung zu besetzen.“ Dem Unternehmen kommt aber zugute, dass die Fluktuation der Mitarbeiter sehr gering ist, da diese lang in der Firma bleiben. Derzeit bildet die Firma 13 Lehrlinge aus. Für die Zukunft ist ein zweiter Standort möglich – konkret ist das aber noch nicht.

Die Willingshofer Führungsriege: Siegfried (links) und Gerhard Willingshofer und Andrea Feichtenhofer
Die Willingshofer Führungsriege: Siegfried (links) und Gerhard Willingshofer und Andrea Feichtenhofer © Christa Strobl

Große Flexibilität der Mitarbeiter als Vorteil

An der Grenze der Gemeinden Ratten und Rettenegg, ganz im Norden des Bezirks Weiz, stellt seit 120 Jahren die Tischlerei Wegerer ihre Produkte aus Holz her. Wer meint, der Standort würde Nachteile mit sich bringen, dem widerspricht Geschäftsleiterin Barbara Wegerer: „Wir haben gute Anbindungen nach Graz und Wien. Nur die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist schlecht, was uns die Lehrlingssuche erschwert.“ Durch den ländlichen Standort sei viel Flexibilität der Mitarbeitenden möglich, die der Firma viele Probleme städtischer Unternehmen erspare.
Die österreichweite Nachfrage führte auch im Lockdown zu vielen Aufträgen. So hat die Firma auch in Zeiten von Corona genügend Arbeit gehabt, da sich die wirtschaftliche Situation der Lebensmittelgeschäfte auch auf den Ladenbau auswirkte.

In den vergangenen Jahren ist es wieder einfacher, motivierte Lehrlinge zu finden. Wegerer: „Es hat Jahre gegeben, in denen eine Lehre derart unattraktiv war, dass es unmöglich war, auch nur einen Lehrling zu bekommen.“ Aufgrund flexibler Arbeitszeiten sind von den 40 Fachkräften rund ein Drittel Frauen. Ein Großteil des Personals kommt aus der direkten Umgebung, ungarische Fachkräfte können in Rettenegg eine Wohnung beziehen.

Barbara Wegerer leitet die Tischlerei in Rettenegg
Barbara Wegerer leitet die Tischlerei in Rettenegg © KK