Es ist eine ganz seltene Ehre, die dem steirischen Altlandeshauptmann Hermann Schützenhöfer gemeinsam mit seinem ehemaligen Tiroler Amtskollegen Günter Platter (beide ÖVP) am Mittwoch im Festsaal des Wiener Rathauses zuteil geworden ist. Seit 1945 wurde lediglich 15 Persönlichkeiten die höchste Auszeichnung der Bundeshauptstadt verliehen. Im Rahmen einer würdigen Feier erhielten die beiden ehemaligen ÖVP-Spitzenpolitiker das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern“ aus der Hand des Wiener SPÖ-Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ). Wenn das kein Signal an die Zeit nach der Nationalratswahl ist?
Nahezu alles, was in der Republik Rang und Namen hat, fand sich im Rathaus ein. Als die Feier schon vorbei war, tauchten auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf. Beide waren durch den Sonderministerrat aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkriegs, der Zerschlagung der NS-Diktatur und der Rückkehr zur Republik dienstlich verhindert.
In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellten Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und seine Nachredner den parteiübergreifenden Charakter der Zusammenarbeit auf Ebene der Landeshauptleute. „Die Verbundenheit über Parteigrenzen hinweg zeichnet unsere Arbeit aus.“ Natürlich fand auch die denkwürdige LH-Konferenz am Achensee, wo man sich auf die Impfpflicht einigte, Erwähnung. „Nachher tun alle so, als ob Corona ein besserer Schnupfen war.“ Tirols Landeshauptmann Platter holte im Zusammenhang mit Corona gegen die aus, die „immer g‘scheit“ daherreden würden: „Das Buch von hinten zu lesen ist immer einfach.“
„Anker der Stabilität“
Als Laudator würdigte der amtierende Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) seinen Vorgänger als „Anker der Stabilität.“ In jungen Jahren verdiente sich der gebürtige Niederösterreicher als „Heimatberichterstatter bei der Kleinen Zeitung.“ Drexler hob die „Gestaltungskraft bürgerlich-sozialdemokratischer Zusammenarbeit“ hervor.
Schützenhöfer räumte in seiner Dankesrede viel Raum seinen jahrzehntelangen Bemühungen über die Schaffung eines Mindestlohns ein. „Wo hört der Lohn auf, menschenwürdig zu sein?“ Die Arbeit müsse immer Vorrang vor dem Kapital haben. 1984 habe er den Vorstoß gemacht, als erster SPÖ-Spitzenpolitiker habe sich Heinz Fischer, der ebenso anwesend war, dafür ausgesprochen. Besorgt zeigte sich der Landeshauptmann über die sprachliche Verrohung in der Politik. „Wenn das Wort nicht mehr reicht, kommt die Faust.“
Dem Festakt wohnten neben Altbundespräsident Fischer und den Spitzen der Koalition die Minister Leonore Gewessler (Grüne) und Martin Polaschek (ÖVP), EU-Kommissar Johannes Hahn, die ehemaligen Landeshauptleute Michael Häupl, Erwin Pröll und Josef Pühringer, die Präsidenten von Rechnungshof, Verwaltungsgerichtshof, Finanzprokuratur wie auch Caritas , Christoph Grabenwarter, Margit Kraker, Wolfgang Peschorn, Nora Tödtling-Musenbichler bei. Prominent war auch das rote Lager mit Nationalratsvizepräsidentin Doris Bures, Landeshauptmannstellvertreter Toni Lang und FSG-Gewerkschaftschef Josef Muchitsch vertreten. Gesichtet wurden auch die ehemaligen Vizekanzler Josef Pröll, Susanne Riess und Wolfgang Brandstetter, IV-Chef Georg Knill, ÖVP-Klubobmann August Wöginger, ORF-Landesdirektor Gerhard Koch, die Frau des ehemaligen ÖVP-Chefs Alois Mock, Edith Mock, die ehemaligen Spitzenpolitiker Andreas Khol, Heinrich Neisser, Beatrix Karl, Christine Aschbacher, die Unternehmer Rudi und Hans Roth, Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler, die Kommunikationschefin der Stadtwerke Astrid Salmhofer sowie langjährige Schützenhöfer-Mitstreiter wie Klaus Poier und Herwig Hösele.