Graz, 1973: Ein grauenhafter Mord an einer jungen Französin erschütterte die Stadt. Schnell war klar, dass es sich bei ihrem Mörder um Karl Otto Haas handeln muss – ihren Nachbar. Bis dahin war er nur durch kleinere Delikte aufgefallen, doch die Ermittlungen brachten seine hochgradig gefährliche Persönlichkeit zum Vorschein.
In Briefen drohte er mehreren Frauen sie umzubringen, schilderte schreckliche Details, die er dafür schon geplant hatte. Europa solle auch seinen Massenmörder bekommen, war zu lesen. Oder "Ein Mädchen wird einmal für alles büßen." Seinen Zenit werde er bei zehn Toten erreicht haben, kündigte er an.
Dazu kam es nicht. Wenige Tage nach der Bluttat wurde Haas von einem Freund des Opfers erkannt. Die überforderte Gendarmerie ging dem Hinweis nicht nach, also nahm der Mann das Heft selbst in die Hand und den Gesuchten mit zwei Helfern auf kuriose Art und Weise fest.
Ein Freigang mit tödlichen Folgen
Haas bekam lebenslang. Doch zwei Jahrzehnte später wurden seine Haftbedingungen erleichtert, er durfte arbeiten und bekam Ausgänge. Prompt wurde er erneut zum Mörder. Sein Opfer: Der 13-jährige Sohn einer vierfachen Mutter, die er in der Haft kennenlernte und die von seiner Vorgeschichte nichts wusste.
Auf der Flucht ging er in Tirol mit einem Messer auf eine Nonne los, wenig später konnte ihn die Innsbrucker Polizei finden. Als er bei der Festnahme ein Messer zückte, erschoss ihn ein Beamter in Notwehr.
Die Ereignisse lösten eine Diskussion über vorzeitige Entlassungen und Hafterleichterungen von Schwerverbrechern aus. Ein Thema, das auch heute, Jahrzehnte später, noch intensiv diskutiert wird.
In dieser Folge von delikt spricht Gastgeber David Knes mit dem langjährigem Kriminalreporter und Autor Hans Breitegger.