Ein junger Kärntner will hoch hinaus. Er versucht es erst als Politiker, doch das sollte nicht seine Welt sein. Wird es mit dem Motto „Fake it, till you make it“ klappen? Tobias M. (Name von der Redaktion geändert) entscheidet sich für ein Leben in Luxus - gereist wird jetzt im Privatjet. Ganz wie sein Vorbild aus einer Netflix-Serie. Aber wie die Protagonistin aus „Inventing Anna“, landet auch Tobias im Gefängnis.

Auffallen in der Lokalpolitik

Schon als 19-Jähriger trat Tobias als Kommunalpolitiker und Funktionär für das damalige BZÖ auf, er pflegte eine politische On-off-Beziehung zu seiner Partei und machte mit skurrilen Forderungen von sich reden. So trat er in seiner hoch verschuldeten Gemeinde für eine drastische Reduzierung des Wasserpreises ein. Auch das Rauchverbot war ihm ein Dorn im Auge. 2019 trat er sogar als Wahlkreis-Spitzenkandidat für das BZÖ bei der Nationalratswahl an – mit überschaubarem Erfolg.

Tobias fiel immer wieder auf. Etwa, als er öffentlich ankündigte, dass die Puls 4-Sendung „Bist du deppert, Steuerverschwendung und andere Frechheiten“ sich einen umstrittenen Kreisverkehr in seiner Gemeinde anschauen wollen. Am 23. Oktober 2018 sollte ein Kamera-Team aus Wien anreisen und ab 10 Uhr vor Ort drehen, wusste Tobias M. zu berichten. Nur: Ein Anruf der Kleine Zeitung bei der Filmfirma ergab, dass die vom Projekt nichts wusste und erst recht nichts vom Termin. Die lapidare Reaktion von Tobias M. „Ich kann mir das nicht erklären.“ 

Sein erster Streich: Handys verkauft, aber nicht verschickt

Seinen Ausflügen in die Politik folgte die erste Erfahrung mit der Justiz. Über Inserate auf einer Online-Verkaufsplattform verkaufte er vorwiegend Smartphones, die die Kunden zwar bezahlt, allerdings nie bekommen haben. Er soll rund zwei Dutzend Mobiltelefone online verkauft, diese aber nie geliefert haben. Gesamtschaden: rund 2600 Euro. Das Urteil: Neun Monate Haft, davon drei unbedingt. Tobias M. hat übrigens vor Gericht auf einen Anwalt verzichtet und sich selbst vertreten. 

Hoch hinaus mit gefälschten Überweisungsbestätigungen

Im Juni letzten Jahres wurde der Kärntner erneut festgenommen, diesmal am Flughafen Klagenfurt. Bei der Festnahme wartete der 25-Jährige auf seinen kurz zuvor gebuchten Privatjet-Flug nach Deutschland. Aufgeflogen ist der Fall durch die Anzeige einer Wiener Privatjet-Charter-Firma: Laut dieser habe ein Mann im Dezember des Vorjahres Flüge für einen Tagestrip von Klagenfurt nach Ibiza gebucht. Als Belege hat er von ihm gefälschte Überweisungsbestätigungen vorgewiesen, die Rechnungen wurden in Wahrheit aber nie bezahlt. Bei den Ermittlungen stellte sich die ganze Dimension des Betruges heraus.

Claudia Beer-Odebrecht und Jochen Habich berichten im Podcast mit delikt-Host David Knes von Tobias M.s Geschichte – über seine skurrilen Auftritte in der Politik, seinem Drang in die Öffentlichkeit, dem Gerichtsprozess und von der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum das Ganze?