Glashaus-Effekt sorgt für reife Tomaten 

Im Sommer ist die Sache einfach: Tomaten wachsen in mediterranen Ländern, erhalten Sonne und Wärme und schmecken besonders aromatisch. Auch in Österreich werden Tomaten angebaut – allerdings entweder unter Plastikfolie oder im Gewächshaus.

Das Gewächshaus hat den Vorteil, dass hier das ganze Jahr über Tomaten wachsen können. In einem geschlossenen System wird die Tomate künstlich zur Reife gebracht. Das hat Vor- und Nachteile. Im Winter müssen die Gewächshäuser beleuchtet und beheizt werden, wofür häufig Erdgas und andere fossile Energieträger eingesetzt werden. Das schadet der Klimabilanz natürlich.  

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Immer mehr Produzenten setzen aber auf nachhaltige Energie, so wird die Wärme etwa aus geothermischen Quellen gewonnen und in die Gewächshäuser geleitet, der Strom kommt teilweise aus Photovoltaikanlagen. Bei der Stromgewinnung aus Erdgas kommt wiederum die Kraft-Wärme-Kopplung zum Einsatz, sodass auch die bei der Stromgewinnung entstehende Abwärme für das Gewächshaus genutzt werden kann. Das macht die Nutzung des fossilen Energieträgers immerhin effizienter. Selbst das CO2, das dabei entsteht, wird genutzt: Es wird in die Gewächshäuser geleitet, um das Wachstum der Pflanzen zu fördern. Dabei wird es sogar in Sauerstoff umgewandelt. Klar ist aber auch, dass ein Großteil des CO2 aus den Gewächshäusern wieder entweicht. 

Geschlossenes System mit effizienter Ressourcennutzung 

Mit bäuerlicher Landwirtschaft hat die industrielle Tomatenproduktion nicht mehr viel zu tun. Die Pflanze wächst nicht im Boden, sondern in einem Pflanzsubstrat aus Steinwolle, in das stetig eine Nährlösung getropft wird. Betrachtet man das auch unter Nachhaltigkeitsaspekten, so ist das aber durchaus sinnvoll: Die Steinwolle speichert Wasser ideal und es wird nur so viel Wasser verbraucht, wie notwendig ist. Nichts versickert ungenutzt im Boden.  

Auch beim Einsatz von Pestiziden können die Gewächshäuser punkten. Denn die werden hier nur sehr selten eingesetzt. Das liegt daran, dass es sich beim Gewächshaus um ein geschlossenes System handelt. Vollkommen vermeiden lassen sich Schädlinge und Krankheiten in einem solchen nicht, weshalb man hier eher auf ein Gleichgewicht aus Schädlingen und Nützlingen setzt statt auf Ausrottungsmaßnahmen. 

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Im Vergleich zum Anbau in Spanien sind die Gewächshaustomaten vor allem im Winter eine Alternative für Verbraucher. Je nach Energiequellen kann der CO2-Verbrauch zwar bis zu zehnmal höher sein als in Spanien, aber der große Nachteil der spanischen Tomate ist der enorme Wasserverbrauch in einem Land, in dem Wasser schon längst Mangelware ist. Und auch in Spanien setzen die Produzenten auf Folien. Berühmt-berüchtigt ist etwa das Mar del Plástico bei Almería. Die Plastikgewächshäuser prägen hier die Landschaft kilometerweit. 

Heimische Tomaten unter der Folie 

Auch in Österreich setzt man auf die Plastiktunnel über den Feldern – allerdings in weitaus geringerem Ausmaß als in Spanien. Ein weiterer Vorteil: die kürzeren Transportwege. Der Nachteil: Der Anbau ist lediglich im Sommer möglich. Und da das System nicht geschlossen ist, kommen im konventionellen Anbau auch Pestizide zum Einsatz. 

Die verschiedenen Anbaumethoden haben also allesamt ihre Vor- und Nachteile. Nur sieht man der Tomate in der Regel nicht an, unter welchen Bedingungen sie produziert wurde. Wichtiger als die Herkunft ist daher eigentlich der Zeitpunkt des Kaufs. Wer nachhaltige Tomaten kaufen will, tut dies am besten im Sommer – und greift im Winter im Zweifelsfall zu Konserven.