Der Arbeitsmarkt steckt in einem rapiden Wandel. Berufsbilder ändern sich, brechen weg oder entstehen neu, die Überalterung der Bevölkerung verschärft den Fachkräftemangel. Das BFI Steiermark will in einem unruhigen Umfeld ein zuverlässiger Partner für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Menschen sein.

Wie definieren Sie die Hauptaufgabe des BFI?

HARALD SENKL: Wir sind auf mehreren Ebenen aktiv. Zum einen in der Lehrausbildung, wo wir – zusätzlich zur Berufsschule und der klassischen Lehre im Unternehmen – Zusatzmodule für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten. Für mehrere steirische Unternehmen machen wir die gesamte Lehrausbildung. Zum anderen qualifizieren wir Fachkräfte für die verschiedenen Bereiche wie Technik, Gesundheit, IT, Management, Transport und Verkehr. Pro Jahr nehmen rund 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Aus- und Weiterbildungen des BFI Steiermark teil.

GERT NIEDERDORFER: Außerdem leisten wir im Auftrag öffentlicher Fördergeber viel für die Eingliederung ausländischer Arbeitskräfte, mit dem Ziel, dem Wirtschaftsstandort Steiermark jene Fachkräfte zur Verfügung zu stellen, die zunehmend fehlen. Wir betreuen beispielsweise mehr als 2500 Personen in Deutschkursen, zuletzt sehr viele Ukrainerinnen. Dazu kommen noch Privatpersonen, die sich ihre Ausbildung in Wochenend- und Abendkursen selbst finanzieren.

Veränderungen bewirken Unruhe und erfordern nicht selten Mut für Neues. Gerade der Bildungsbereich stand zuletzt durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen vor enormen Herausforderungen. Wie hat man darauf als Bildungseinrichtung reagiert?

HARALD SENKL: Zu Beginn der Pandemie von einem Tag auf den anderen Tausende Personen, die an Kursen teilnahmen, zu koordinieren und ein tragfähiges Hometeaching-Modell auf die Beine zu stellen, war sehr herausfordernd.

Ihr Fazit?

HARALD SENKL: Wir haben keine Bildungsdelle aus dieser Zeit mitgenommen. Und als positiv ist zu vermerken, dass die Digitalisierung in diesem Bereich mittlerweile zur Normalität geworden ist. Grundsätzlich war festzustellen, dass viele Menschen während der Pandemie Zeit hatten, über die eigene Jobzukunft nachzudenken. Wir haben bemerkt, dass manche einen radikalen Richtungswechsel wagten und dabei eine Weiterbildung als Vehikel nutzten, um ihr Leben umzukrempeln. Auch dafür braucht es Mut.

Wo würden Sie sich mehr davon wünschen?

JOSEF GRITZ: Es bräuchte mehr Mut der Politik für schnellere Entscheidungen.

Allgemein sagt man der Jugend fehlendes Engagement und überschaubare Einsatzbereitschaft nach. Teilen Sie diesen Befund?

JOSEF GRITZ: Da darf man nicht vorschnell urteilen. Ich kann die pauschale Kritik an den Jugendlichen jedenfalls nicht verstehen. Die überwiegende Mehrheit ist überfleißig. Sie wollen ja etwas tun und sich weiterentwickeln.

HARALD SENKL: Allein in der Steiermark machen pro Jahr 1500 junge Menschen neben der Lehre ihre Berufsreifeprüfung. Dafür ist besonderer Einsatz notwendig. Von faul und träge kann da keine Rede sein.

JOSEF GRITZ: Sich nach einer acht- bis neunstündigen Schicht noch hinzusetzen, um für die Matura zu lernen, ist tatsächlich bewundernswert. Aber damit schaffen sie sich eine sehr breite Basis für eine spätere Berufskarriere.

HARALD SENKL: Die Matura allein ist ja oft eine Bildungssackgasse. In Verbindung mit einer Lehre hat man deutlich mehr Optionen am Arbeitsmarkt.

Aber dennoch gibt es junge Menschen, die aus verschiedenen Gründen mit Startschwierigkeiten ins Berufsleben starten. Wie greifen Sie diesen Menschen als Bildungsanbieter unter die Arme?

GERT NIEDERDORFER: Ab Jänner starten wir – als Reaktion und im Hinblick auf die steigende Zahl an E-Bikes und E-Scootern – zusätzlich mit Ausbildungen im Bereich Fahrradmechatronik. In diesem Zusammenhang möchten wir unsere Ausbildungsprogramme erwähnen, die wir im Auftrag des AMS Steiermark für junge und erwachsene Personen durchführen. Diese Personengruppe kann durch eine sozialpädagogische Begleitung ein stabiles Umfeld für ihre Ausbildung erlangen. Letztlich gelingt es uns gemeinsam, gute Fachkräfte auszubilden, die von den Unternehmen gebraucht werden.

JOSEF GRITZ: Über persönliche Gespräche werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fit für den Arbeitsmarkt gemacht. Wir wollen ihnen über diese Anreize Mut zur Karriere machen.

Diese Serie soll der Schwerkraft der Krisen entgegenwirken. Sie erscheint als Medienkooperation der Kleinen Zeitung und wird von den teilnehmenden Unternehmen finanziell unterstützt.