Am Brecheltag können die Besucher/innen bei einer (Zeit-)Reise durch das Tal der Bauernhöfe den gesamten Weg von der Feldpflanze bis zum Leinen und dem fertigen Kleidungsstück bei verschiedenen Stationen miterleben.

Das Naturprodukt Flachs war in früheren Zeiten für die Herstellung von Textilien des täglichen Gebrauchs nicht wegzudenken. Doch wie so oft in der bäuerlichen Geschichte wurde der Flachsanbau in vielen Gegenden im Zuge der Mechanisierung zurückgedrängt und mit ihm auch das Wissen um die traditionelle Verarbeitung dieser Pflanze. Der Brecheltag am 13. Oktober als Teil des Jahresthemas 2019 Harte Arbeit – frohe Feste! Work-Life-Balance anno dazumal? liefert einen weiteren Einblick in die Arbeit und das Leben von anno dazumal.

Schritt für Schritt: vom Flachs zum Leinen
Der Weg vom Flachsanbau bis hin zum fertigen Leinen ist eine zeitintensive Arbeit mit vielen Schritten: So wird der Flachs bereits im Sommer geerntet bzw. ausgerauft, damit dieser vor der Weiterverarbeitung noch trocknet. Das Dreschen der Flachspflanze erfolgt so lange, bis die Leinsamen aus der Kapsel fallen. Nach dem Dreschen folgt das Brecheln. Dazu zählt das Rösten des Flachses sowie das Aufbrechen („brecheln“). Hierbei wird die harte äußere Hülle der Flachsstengel in die Brechel, ein tischhohes Holzgestell mit beweglicher Holzklinge, eingelegt und gebrechelt, bis die blonden Flachsfasern freigelegt sind. Anschließend werden die Flachsbüscherln noch durch die Hechel – ein mit spitzen Nägeln besetztes Holzbrett – gezogen, um diese von Holzteilchen und grobem Schmutz zu säubern. Die gewonnenen feinen Fasern werden nun zu einem Faden gesponnen, der schließlich verwebt wird.

Hecheln im Freilichtmuseum Stübing
Hecheln im Freilichtmuseum Stübing © Stübing/M. Steinböck-Köhler


(Zeit-)Reise: Brecheltag wie anno dazumal
Den gesamten Weg des Flaches von der Pflanze bis zum fertigen Kleidungsstück kann man am 13. Oktober im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing erleben. Der Flachs wurde dieses Jahr auf dem Feld des Waldviertlers im Österreichischen Freilichtmuseum angebaut und bereits Mitte August ausgerauft (d. h. mit der Wurzel ausgerissen). In der Brechelhütte aus Baierdorf bei Anger brecheln die Brechlerinnen den getrockneten Flachs. Die Fischbacher Spinnerinnen demonstrieren das Hecheln und Verspinnen der Flachsfasern, die zu Leinen gewebt werden. In der Leinenschneiderei kann man miterleben, wie aus dem Stoff ein fertiges Kleidungsstück entsteht. Auch der Leinsamen und das wertvolle Leinöl spielen an diesem Tag eine Rolle.