Herzlichen Glückwunsch zum Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis. Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie davon erfahren haben?
Elisabeth Harnik: Ah, erfreut über die Anerkennung, die ich nicht erwartet hatte. Es war echt eine schöne Überraschung.
Der Preis ist auch finanziell ausstaffiert. Haben Sie das
Gefühl, damit Anerkennung zu ernten oder in gewisser Weise belohnt zu werden?
Diese Energie in Form von Geld bringt mir – vor allem in diesen unsicheren Zeiten – Erleichterung. Ich war von Anfang an freischaffend tätig und es können ja immer auch negative Eventualitäten eintreten. Dieser Preis gibt mir jetzt ein angenehmes Gefühl – auch energetisch – und auch für eventuelle neue Anschaffungen. In der Kunst findet ja auch vieles ohne Geldfluss statt.
Wie wichtig sind solche Preise generell?
Grundsätzlich kann man zu Preisen so oder so stehen. Wenn sie gerecht und nachvollziehbar vergeben werden, ist es gut. Neben der Förderungsmöglichkeit durch einen Preis ist es auch die Anerkennung, die dazu gehört. Das Land Steiermark zeigt mit den Preisen, dass es hinter seinen Kunstschaffenden steht, denn es hat Vor- und Nachteile als Künstlerin in der Steiermark zu bleiben. Eine überregionale Wahrnehmung ist von hier aus schwieriger als zum Beispiel von Wien aus.
Wann haben Sie das Komponieren für sich entdeckt?
Mit dem Kompositionsstudium habe ich erst mit 30 Jahren
begonnen, davor studierte ich klassisches Klavier. Durch die Improvisation besuchte ich internationale Workshops und war viel auf Konzertreisen. Ein Vorbild war auch Joëlle Léandre, eine französische Komponistin, Kontrabassspielerin und Improvisatorin, die eine Aufführungspraxis hatte, die ich nicht kannte. Aber auch sie hatte einen klassischen Hintergrund.
Wie kann man sich als nicht versierte*r Musiker*in „freie Improvisation“ vorstellen?
Sowohl das Komponieren als auch das Improvisieren sind schöpferische Tätigkeiten. Das Improvisieren ist auch eine Arbeitsweise, eine Methode, in der spontane Entscheidungen Eingang finden. Dadurch entsteht eine eigene Sprache, eine eigene Klanglichkeit, die ich genauso einsetze. Hier entsteht ein Wechselspiel statt zwischen geplant und nicht geplant.
Wann und wie komponieren Sie?
Eher in Phasen. Ich arbeite täglich, eher untertags, aber nicht streng nach der Uhr. Es kann in den frühen Morgenstunden sein, dass mir Möglichkeiten und Lösungen einfallen, die sprunghaft auftauchen. Dann gibt es ganz intensive Phasen, die sich ergänzen durch die Phase des Nichtstun, bis der Moment der Langeweile aufkommt.