Es ist das Ende einer langen Beziehung mit Höhen und Tiefen. Kommen wir zu den Höhen. Früher oder später erwischt es dann doch die Bösen, doch leider ist der Weg dorthin getränkt mit dem Blut der Guten. So viel zu den Tiefen. Kommen wir zu den Abstufungen. Es gibt sie zwar, die klassischen Guten und die Bösen. Kein Wunder bei einer Szenerie wie aus dem Märchenbuch gespickt mit Horrorelementen und viel nackter Haut. Diese Mischung mag skurril klingen, ist aber überaus erfolgreich. Keine Serie hat so viel Emmys gewonnen wie „Game of Thrones“, die allein im letzten Jahr zwölf „TV-Oscars“ abstaubte.
Dallas im Burgfräulein-Look
Millionen Fans warten schon auf die Fortsetzung im Kampf um den Eisernen Thron, die am 17. Juli in die siebente Staffel geht (auf HBO und Sky). Es ist das lang erwartete Finale auf dem fiktiven Kontinent Westeros, bei dem unterschiedlichste Adelshäuser um die Vormachtstellung kämpfen. Eine Art Dallas im Burgfräulein-Look. Drachen inklusive. Das Ambiente mag zwar mittelalterlich sein, aber die Rollenaufteilung ist alles andere als rückständig. Über die vergangenen Staffeln haben sich viele Frauen ihren Platz in der Serie gesichert und sind mittlerweile tragende Säulen im Seriengefüge (siehe Grafik auf den nächsten Seiten). Von der schüchternen Schönheit, die ihren Platz nur an der Seite eines Königs finden wollte: Sansa Stark, die als anfänglicher Spielball der Männer sukzessive den Spieß umdreht.
Vom wissbegierigen, vorlauten Mädchen, dessen Wissensdurst immer als Schwäche ausgelegt wurde, zur kämpfenden jungen Frau, die Widerstand als Einladung begreift: Arya Stark.
Von der vom machtgeilen Bruder verschacherten Schönheit, die ihre Talente nach und nach erkennt und für ihre Überzeugungen durchs Feuer geht. Jetzt stehen sie und ihre drei Drachen an der Schwelle zur Macht. Und dieser Machtbegriff ist bei ihr komplett anders definiert: Lösungsorientiertheit statt Haudrauf-Politik. Sie ist quasi die Angela Merkel von Essos. Daenerys Targaryen.
Politisches Spiegelbild
Um beim politischen Spiegelbild zu bleiben: „Game of Thrones“ könnte man gut und gerne in die Jetztzeit transferieren. Die konservative Trump-Liga - und, ach ja, eine große Mauer zur Abschottung gegen die Wildlinge gibt es auch - trifft auf eine wiederauferstandene Politik der Diversität. Eines der größten Probleme hüben wie drüben wird zur Kenntnis genommen oder ignoriert: Der Klimawandel ist im Anmarsch. Das viel beschworene Motto „Der Winter kommt“ ist nicht mehr lange eine leere Phrase. Der Winter ist der gemeinsame Angstgegner, der mit Gewalt und Überraschungsangriffen den Kontinent terrorisiert. Welche Schlüsselfigur und welche dazugehörigen Strategien diese gebeutelte Welt in die Zukunft führen wird, wird diese siebente Staffel zeigen. Heißt diese Zukunft Konsens unter allen Völkern? Oder jeder gegen jeden und am Ende der große Krieg? Die siebente Staffel, deren Folgen in diesem und im nächsten Jahr ausgestrahlt werden, hat einen zartbitteren Beigeschmack. Endlich ist das Zittern vorbei, aber ist man auch mit dem Ende zufrieden? Zumindest ein Hoffnungsschimmer besteht, solange George R. R. Martin, Schöpfer der Romanvorlage, noch die Muße zum Schreiben hat, dann ist sogar ein Happy End möglich. Und irgendwann kommt vielleicht dann doch der Sommer.