Die letzten Tage vor der Wahl laufen diesmal anders ab als sonst. Nicht nur veranstalten die meisten Parteien keine großen Wahlkampffinali. Auch der Rekord an Wahlkarten und fehlende Unterschriften auf ebendiesen stellen die Behörden vor Herausforderungen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, das endgültige Wahlergebnis dürfte heuer trotzdem länger auf sich warten lassen. 

Rekord: Bis zu 400.000 Wahlkarten erwartet

Zuerst Dominik Nepp (FPÖ), dann Christoph Wiederkehr (Neos) und am Samstag twitterte auch Birgit Hebein (Grüne), dass sie bereits gewählt habe. Die drei Spitzenkandidaten gehören damit zu den bisher 340.000 Wienerinnen und Wienern (Stand Sonntag), die ihre Stimme diesmal per Wahlkarte abgeben. Das entspricht einem Drittel der Wahlberechtigten und knackt jetzt schon den bereits erwarteten Rekord. Bis zur Antragsfrist am Freitag um 12 Uhr rechnet die Wahlbehörde (MA 62) aber mit einem weiteren „Hype“ und letztendlich „circa 400.000 ausgestellten Wahlkarten“, sagt deren Leiterin Christine Bachofner im Gespräch mit Wien.memo. Damit würden letztendlich bis zu 40 Prozent der Stimmen via Brief abgegeben werden, was einer Verdoppelung seit 2015 entsprechen würde. 

Kein großer Einbruch bei Wahlbeteiligung erwartet

Das ist erfreulich, die Wahlbeteiligung dürfte nicht allzu sehr unter Corona und etwaigen Quarantänen leiden. Allerdings stellt die Menge an Wahlkarten alle Beteiligten auch vor Herausforderungen. Auf sozialen Medien häuften sich in den letzten Tagen Meldungen von Menschen, die ihre Wahlkarte nicht persönlich zugestellt bekamen, obwohl sie zuhause waren, sondern lediglich einen Abholschein im Briefkasten liegen hatten. Bei der Post hätte man die Mitarbeiter deshalb erneut dazu ermahnt, trotz des Workloads Stiegen nicht zu scheuen.

Fehlende Unterschriften werden zum Problem

Auch die Wahlbehörde hat derzeit alle Hände voll zu tun, Informationen über die Briefwahl zu verbreiten. Viele Wienerinnen und Wiener wählen schließlich zum ersten Mal mit Wahlkarte. Vor allem die Unterschrift im hellgrauen Feld auf dem Kuvert ist dabei besonders wichtig, wird aber oft vergessen. Ohne diese eidesstattliche Erklärung wird die Wahlkarte ungültig und es ist, als hätte man gar nicht gewählt. Die fehlende Unterschrift ist der häufigste Grund dafür, warum Wahlkarten ungültig sind, noch vor zu spätem Einlangen und Beschädigung des Kuverts. „Wir sind derzeit noch im einstelligen Prozentbereich von fehlenden Unterschriften bei den rückgelangten Wahlkarten“, sagt Bacherofner. Das sei zwar nicht mehr als bei früheren Wahlen, summiert sich bei einem Wahlkartenrekord aber. 

Mehr Personal und Corona-Sicherheitsmaßnahmen

Am Sonntag selbst werden mehrere tausend Personen im Einsatz sein. Darunter auch Ordner, die auf das Tragen von Masken und Sicherheitsabstände zwischen den Wählerinnen und Wähler achten sollen. Die 1.496 Wahllokale wurden zudem mit Plexiglas, Desinfektionsmittel, Masken und Visieren ausgestattet. Auch für die Auszählung ist die Wahlbehörde mit zusätzlichem Hilfspersonal gut gerüstet.

Wahlergebnis vielleicht erst am Dienstag

Allerdings bleibt es diesmal länger spannend. Aufgrund der vielen Wahlkarten werden bis Sonntagabend nur etwas mehr als die Hälfte der Stimmen ausgezählt, was die ersten Hochrechnungen deutlich unsicherer macht als sonst. Dazu kommt noch, dass durch den großen Ansturm das endgültige vorläufige Endergebnis eventuell erst am Dienstag feststehen könnte, da die Wahlkarten erst ab Montag ausgezählt werden und dies ob der Fülle an Briefwahlstimmen und auch der einzuhaltenden Corona-Sicherheitsmaßnahmen womöglich an einem Tag nicht zu schaffen sein wird. Man sei jedenfalls auf zwei Auszählungstage eingerichtet bei dieser „Ausnahmewahl“, so Bacherofner.