Offizieller Wahlkampfstart, eine Rückkehr von Sebastian Kurz oder gar Neuwahlen: Für die wildesten Spekulationen hatte eine kurze Videosequenz gesorgt, die am Freitag auf den sozialen Kanälen von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auftauchte. Darin zu sehen ist ein Ausschnitt seines „ORF-Sommergespräches“, in dem er den Satz „Glaubt an dieses Österreich“ von Nachkriegskanzler Leopold Figl zu Papier bringt. Gefolgt von einem Datum, dem 26. September 2023.

Hinter der ominösen Ankündigung verbirgt sich die Fortführung einer Erzählung, die die ÖVP, allen voran der Kanzler selbst, seit einigen Wochen vorantreibt. Er appelliert – trotz diverser Krisen wie Teuerung, Ukraine-Krieg und Inflation – an die Bevölkerung, mit mehr Zuversicht und Optimismus auf Land und Lage zu blicken. Dabei sollen ihm nun „Menschen aus der Mitte der Gesellschaft“ helfen.

Zuversicht der "normalen Leuten"

Mit ihnen will Nehammer am Dienstag die Initiative „Glaub an Österreich“ präsentieren, um zu zeigen, „wie stark die Menschen in diesem Land sind und was alles gelungen ist“, heißt es dazu aus dem Kanzleramt. Über mehrere Wochen sollen „normale Leute“ (gemeint ist: keine Politiker) auf diversen Parteikanälen Bilanz ziehen, was die Österreicherinnen und Österreicher bereits alles geschafft haben. Die ein oder andere Regierungserrungenschaft dürfte dabei wohl dennoch Erwähnung finden. Später will man sich dann auf Zukunftskonzepte fokussieren. Wer selbst „Zuversichtswerber“ werden will, könne sich melden, heißt es.

Bei den Grünen weiß man von den Optimismusplänen des Koalitionspartners nichts, um ein Mehr an Zuversicht bemüht man sich aber auch hier. Parteichef Werner Kogler tingelt mit einer Dialogtour durch die Lande und wirbt für ein „Klima der Zuversicht, des Mutes und der Vernunft“

Gegen die "Untergangsszenarien"

Aus seiner Partei hört man, dass man bereits seit Monaten mit solchen Gesprächen „an der Basis“ darum kämpfe, das verlorene Vertrauen in der Bevölkerung zurückzugewinnen, das den Regierungsparteien regelmäßig in Umfragen bescheinigt wird. Und, um eine Gegenerzählung zu „Untergangsszenarien“ zu liefern, mit denen SPÖ und FPÖ derzeit um sich werfen würden. Von einer „Kampagne“ wollen die Grünen dabei aber nicht sprechen. Ebenso wenig wie die ÖVP.