Ein Ne­ben­ef­fekt des Ren­nens um die SPÖ-Spit­ze, das sich ab kom­men­der Woche ent­schei­det: Klas­sisch so­zi­al­de­mo­kra­ti­sche An­lie­gen tre­ten an­läss­lich des Wahl­kampfs zwi­schen Pa­me­la Ren­di-Wag­ner, An­dre­as Babler und Hans Peter Do­sko­zil wie­der ins Licht der Öf­fent­lich­keit.

Eines dar­un­ter mag über­ra­schend an­mu­ten in einem der – immer noch – reichs­ten Län­der der Welt: „Jedes Kind soll eine fri­sche, warme Mahl­zeit in der Schu­le be­kom­men“, for­dert etwa Babler. Ein An­lie­gen, das er in Trais­kir­chen, wo er Bür­ger­meis­ter ist, schon vor Be­ginn des SPÖ-Rin­gens um­ge­setzt hat, mit pro­mi­nen­ter Un­ter­stüt­zung in Ge­stalt von Ex-Ne­os-Po­li­ti­ker und Gas­tro­nom Josef Schell­horn. Es ist auch ein An­lie­gen, mit dem Babler nicht al­lein ist: Auch Ren­di-Wag­ner hat ihre Vor­schlä­ge zu­letzt um „ein ge­sun­des, war­mes Essen am Tag für jedes Kind“ er­gänzt.

Fast jeder fünfte Alleinerzieherhaushalt hungrig

Aber gibt es in Ös­ter­reich tat­säch­lich Kin­der, die hung­rig blei­ben, trotz So­zi­al­hil­fe und an­de­rer Netze? Tat­säch­lich deu­ten Daten dar­auf hin. Auch wenn es keine kon­kre­te Er­he­bung dazu gibt, wie viele Kin­der am Tag keine warme Mahl­zeit be­kom­men (bzw. aus wel­chen Grün­den), zeigt die Er­he­bung „So geht’s uns heute“ der Sta­tis­tik Aus­tria aus dem Jahr 2022 Miss­stän­de auf. Auf die Frage „Kann es sich Ihr Haus­halt für alle Haus­halts­mit­glie­der leis­ten, min­des­tens jeden zwei­ten Tag eine Haupt­mahl­zeit mit Fleisch, Fisch oder ve­ge­ta­risch zu essen?“ ant­wor­ten 9,1 Pro­zent der mehr als 3000 Be­frag­ten mit Nein. Be­son­ders be­trof­fen sind davon Al­lein­er­zie­her-Haus­hal­te. Unter die­sen be­ant­wor­tet fast jeder fünf­te –18,9 Pro­zent – oben ge­nann­te Frage mit Nein.

Die Ideen, das zu be­he­ben, un­ter­schei­den sich im De­tail. Weil Kin­der­gar­ten-, Schul- und Ar­men­we­sen in Ös­ter­reich zu­min­dest in Tei­len Sache von Län­dern und Ge­mein­den sind – wel­ches Essen zu wel­chen Be­din­gun­gen zur Ver­fü­gung steht, ent­schei­den die Schul­er­hal­ter, was je nach Typ Bund, Land oder Ge­mein­de sein kann –, bräuch­te die Idee Bablers oder Ren­di-Wag­ners eine Re­form, um das bun­des­weit um­zu­set­zen. Der am­tie­ren­den Vor­sit­zen­den schwebt ein aus dem Bun­des­bud­get fi­nan­zier­ter 15a-Pakt mit den Län­dern vor, Babler for­dert über­haupt „eine tief­grei­fen­de Re­form des Bil­dungs­sys­tems, wo ein Kind alle Mög­lich­kei­ten hat – un­ab­hän­gig vom Ein­kom­men der El­tern“.

Rund 300 bis 400 Millionen Kosten

Den Kos­ten­punkt für eine warme Mahl­zeit in allen Kin­der­gär­ten und Schu­len des Lan­des be­zif­fern beide mit rund 300 bis 400 Mil­lio­nen Euro („die Hälf­te der von den Re­gie­rungs­frak­tio­nen be­schlos­se­nen Re­duk­ti­on der Ge­winn­steu­er für Kör­per­schaf­ten“, heißt es aus Ren­di-Wag­ners Team), wobei ge­staf­fel­te Kos­ten­bei­trä­ge für El­tern, die es sich leis­ten kön­nen, für beide vor­stell­bar sind.

Der Drit­te im Bunde, Bur­gen­lands Lan­des­haupt­mann Do­sko­zil, ver­folgt einen an­de­ren Plan: Er setzt statt Sach­leis­tun­gen auf eine fi­nan­zi­el­le „Kin­der­grund­si­che­rung“.