Scharfe Kritik am Management der Regierung in der Corona-Pandemie übte im Ö1-Mittagsjournal der frühere Impfstoffkoordinator Clemens Martin Auer. Er sei immer noch "entrüstet", dass Pressesprecher aus der "Entourage" von Ex-Kanzler Sebastian Kurz versucht hätten, aus dem Kampf gegen Leben und Tod "politisches Kleingeld zu machen", so Auer.

Auer: Keine Versöhnung nötig

Der langjähre Sektionschef des Gesundheitsministeriums ist seit dem Vorjahr in Pension - und immer noch von der europäischen Impfstoffbeschaffung überzeugt: "Die Impfungen haben - wie die WHO sagt - allein in Europa eine Million Leben gerettet", betont Auer. Die Notwendigkeit nach einem Versöhnungsprozess mit Impf- oder Maßnahmengegnern sieht er nicht.

Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass es immer Menschen gab, die vor Impfungen Angst hatten, aber: "Man muss sich überhaupt nicht versöhnen". Stattdessen sollten die Skeptiker von Impfungen "heute zur Kenntnis nehmen, dass diese Impfung einen wesentlichen Beitrag zu weniger Sterben durch Covid geleistet hat".

Impfpflicht "politischer Fehler"

Die Impfpflicht sei zu dem Zeitpunkt hingegen "ein politischer Fehler" gewesen, befand Auer. Das läge auch an der Covid-Impfung, die weder Erkrankung noch Ansteckung verhindere, so Auer: "Und das wäre eine wesentliche Voraussetzung gewesen, dass ich eine Impfpflicht legitimieren kann".

Österreichs Ex-Kanzler Kurz habe nach bestem Wissen gehandelt, als er etwa versucht hatte, Sputnik-Impfdosen aus Russland zu bestellen, sagt Auer. Dass der frühere ÖVP-Chef Auer de facto öffentlich absetzen ließ, hält der ehemalige Spitzenbeamte ihm nicht nach: "Ich bin auch damals drübergestanden", sagt er heute. Er habe dem damaligen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) damals mitgeteilt: "Ich mache das nicht mehr, weil das auch für dich nicht mehr tragbar ist, was da läuft".

"Entrüstet" zeigt sich der ehemalige Impfstoffkoordinator allerdings über Pressesprecher aus der "Entourage" von Ex-Kanzler Kurz, die aus dem Kampf gegen Leben und Tod im Pandemiemanagement versucht hätten, "politisches Kleingeld zu machen".