Wie zuletzt Kanzler Karl Nehammer will sich jetzt auch die Präsidentin des ÖVP-Seniorenbunds, Ingrid Korosec, von Dänemark inspirieren lassen. Korosec geht es allerdings nicht um eine rigidere Asylpolitik, sondern um die Pflege. "Wir müssen die Pflege neu organisieren", sagte Korosec bei einem Mediengespräch am Donnerstag. "Uns läuft die Zeit davon."

Bei Pflegereform sei Dänemark Vorbild

Korosec legt dafür in den kommenden Wochen der Bundesregierung einen siebenstufigen Plan für eine Reform des österreichischen Pflegewesens vor. Neben einer "Entwirrung des Kompetenzgeflechts" zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sowie einer Verdoppelung der Förderung der 24-Stunden-Betreuung forderte die 82-Jährige auch einen anderen Zugang zur Pflege. "Bei uns pflegt man ins Bett hinein", sagte sie. "Aber wir müssen die Leute in ihrer Selbstständigkeit bestärken. Da können wir von Dänemark viel lernen."

So seien dort noch in den 1980er-Jahren 80 Prozent der Pflegebedürftigen in Heimen untergebracht gewesen, die Finanzierung des gesamten Bereichs wäre auf der Kippe gestanden. Heute betrage der Prozentsatz nur mehr 12,5. Gelungen sei das laut Korosec durch einen massiven Ausbau der mobilen Pflege und die Unterstützung der Selbstständigkeit durch Fahrtendienste und Einkaufsbegleitungen. "Dabei geben die Dänen für Pflege pro Kopf genau so viel aus wie wir", sagt Korosec. "Das muss uns ein Vorbild sein."

Mentalitätswechsel bei jüngerer Generation

Der Reformbedarf der Pflege ist für die ehemalige ÖVP-Generalsekretärin nicht nur wegen des demografischen Wandels dringend. Korosec konstatiert auch einen Mentalitätswechsel. "Ich glaube nicht, dass die jungen Leute sich noch so um ihre Angehörigen kümmern werden wie das meine Generation gemacht hat", sagt sie. Man könne das auch nicht erwarten: "Wir können nicht von jeder Frau verlangen, dass sie sich 15 Jahre um ihre Schwiegermutter kümmert." Deswegen ist auch eine Personaloffensive und verbessertes Berufsbild Teil des Sieben-Stufen-Plans.

Dass in den letzten Jahren immer wieder Reformbemühungen der Pflege versandet sind, lässt Korosec nicht verzagen. In Gesundheitsminister Johannes Rauch sieht sie einen potenziellen Verbündeten: "Wir haben bei dem Thema dieselbe Einstellung." Die kommenden Verhandlungen über den Finanzausgleich würden eine Gelegenheit bieten, das Umdenken bei der Pflege zu starten, glaubt Korosec: "Und wer mich kennt, weiß, dass ich weiterkämpfen werde."