Bereits 2023 soll mit der Umstellung begonnen werden, bis Mitte 2026 soll sie abgeschlossen sein: Aus dem Mutter-Kind-Pass wird ein elektronischer "Eltern-Kind-Pass" – mit deutlichen Leistungserweiterungen. Das hat die Regierung heute im Ministerrat beschlossen.

Noch offen ist die Frage der Kosten: Die Sozialversicherung soll nun Verhandlungen mit der Ärztekammer führen. Die Ärztinnen und Ärzte hatten zuletzt das ganze Projekt infrage gestellt und mit einer Kündigung des Vertrages gedroht. Denn das Portfolio des Eltern-Kind-Passes soll stark erweitert werden:

  • psychosoziale Beratung zu Beginn der Schwangerschaft
  • zweite freiwillige Hebammenberatung vor der Geburt
  • zusätzliches Hörscreening für Neugeborene
  • Möglichkeit eines zusätzlichen Ultraschalls
  • ergänzende Laboruntersuchungen entsprechend den fachlichen
    Empfehlungen
  • Ernährungs- und Gesundheitsberatung für Schwangere oder junge Eltern
  • Elternberatung durch die Familienberatungsstellen

Bisher liegt das Jahresbudget des Mutter-Kind-Passes bei rund 62 Millionen Euro, die Mehrkosten durch die neuen Leistungen hängen auch an den Honorarverhandlungen mit der Ärztekammer, die die Regierung nun von außen beobachten kann.

90 Prozent Nutzung bis 2026

Stattdessen konzentrieren sich ÖVP und Grüne auf die Ausgestaltung. Bis 2026 stehen 10 Millionen Euro an Geldern der EU-Kommission für die Digitalisierung zur Verfügung, die Ausschreibung ist für Mitte 2023 geplant. Bis Mitte 2026 sollen rund 90 Prozent der Eltern, Ärztinnen und Ärzte den Eltern-Kind-Pass auch elektronisch nützen. Mit der Digitalisierung soll die Dokumentation der Untersuchungsergebnisse deutlich verbessert werden. So können Befunde zwischen behandelnden Ärzten und Hebammen in elektronischer Form leichter weitergegeben werden.

"Ein großer Wurf", findet Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch. Die Erweiterungen würden "wichtige Verbesserungen für die Neugeborenen und ihre Eltern" bringen. Rauch bekräftigte nach dem Ministerrat auch, dass es für Ärzte höhere Tarife geben werde, wollte den Verhandlungen der Sozialversicherung aber nicht vorgreifen. Familienministerin Susanne Raab betont die Wichtigkeit der Elternberatung: "So können wir Eltern, insbesondere Frauen, Informationen für Entscheidungen bieten, wenn es um partnerschaftliche Aufteilung geht und die Väterbeteiligung steigern."

Neos-Familiensprecher Michael Bernhard sah die heutige Ankündigung der Regierung als Ablenkungsmanöver. ÖVP und Grüne würden versuchen darüber hinwegzutäuschen, "dass es nach wie vor mit den Ärzten keine Einigung über die Honorare gibt". "Das peinliche Gezerre und die fehlende nachhaltige Finanzierung zeigen einmal mehr, dass die Regierung ihr Handwerk einfach nicht beherrscht", so Bernhard.