Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) will sich nach 14 Jahren im Amt zurückziehen. Ihm nachfolgen soll offenbar nach der Landtagswahl im Herbst Wirtschaftslandesrat Anton "Toni" Mattle – ehemaliger Landtagsvizepräsident und Bürgermeister von Galtür. Der 59-jährige, ausgleichend wirkende und allseits – auch über Parteigrenzen hinweg – geschätzte Polit-Profi war erst Mitte Mai vergangenen Jahres in die Landesregierung berufen worden.
Diese Neubesetzung war nötig geworden, nachdem die ehemalige Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) überraschend zurückgetreten war. Platter hatte Mattle damals in höchsten Tönen gelobt und unter anderem als "Mann mit klarer Wertehaltung" beschrieben.
Hastige Übergabe
Nun will er ihn Kraft seiner noch vorhandenen Autorität als Landeshauptmann und Parteichef bei den Parteigranden "durchdrücken", den Staffelstab übergeben und somit auch sein politisches Erbe über die Ziellinie retten. Und gleichzeitig unliebsame Konkurrenten wie Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser verhindern. Es dürfte wohl vorerst gelingen. Ob Mattle bei der Landtagswahl reüssieren, eine Langzeitlösung oder durch nur Übergangskandidat wird, bleibt abzuwarten.
Der designierte Nachfolger Platters wurde 1963 in Zams – Platters Heimat – geboren. 1986 wurde er mit nur 23 Jahren zum Vizebürgermeister der kleinen Gemeinde Galtür im Tiroler Paznauntal gewählt. Viele Österreicher lernten ihn bereits 1999 aus dem Fernseher kennen, als er bei der Lawinenkatastrophe als Bürgermeister auftrat und die mehrere Tage andauernde Ausnahmesituation organisierte. Ein Ereignis, das für Mattle nach wie vor sehr prägend ist.
Vom "Vorzugsstimmenkaiser" zum Landesfürsten
Im Jahr 2003 wagte Mattle, der 1989 die Meisterprüfung in Radio- und Fernsehtechnik abgelegt hatte, schließlich den Sprung in die Landespolitik. Seither war er Mitglied des Tiroler Landtages, in einem Spot für die Landtagswahl 2008 stellte er seine Liebe zum Wandern und Radfahren sowie seine Firma Elektro Mattle in den Fokus – und die Liebe vieler wohl eher nicht-professioneller Schauspielenden zur Tiroler Volkspartei. "Gedanken brauchst du dir sowieso keine machen, wir wählen dich sowieso", brachte eine Frau im Video die Stabilität der ÖVP Tirol im Jahre 2008 auf den Punkt.
2013 wurde er erster Landtagsvizepräsident. Mattle wurde für seine ruhige Vorsitzführung auch über die Parteigrenzen hinweg geachtet. Dies wurde nach der Landtagswahl 2018 bestätigt, nachdem er von 35 der 36 Mandatare erneut zum Vize gekürt wurde. Bei ebenjener Landtagswahl ging er auch als "Vorzugsstimmenkaiser" hervor, in seinem Wahlkreis Landeck holte er 8012 persönliche Kreuzerl.
Neben seiner politischen Arbeit fungierte Mattle als Geschäftsführer seiner Firma Elektro Mattle und Geschäftsführer des Alpinarium Galtür, einem "Ausstellungs- und Dokumentationszentrum zum Leben im hochalpinen Raum". Zudem ist der 59-Jährige, stellvertretender Landesleiter der Bergrettung Tirol. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.