Die Zahl der Asylanträge geht in Österreich doch deutlich nach oben. Im ersten Jahresdrittel wurden 16.000 Ansuchen gestellt. Das ist mehr als jeweils in den Gesamtjahren 2018, 2019 und 2020. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Plus 138 Prozent. Ukrainer tragen zu der Entwicklung relativ wenig bei, dafür sind sie in der Grundversorgung stärkste Nation.
Diese Diskrepanz kommt daher, dass Flüchtlinge aus dem Kriegsland einem anderen rechtlichen Status unterliegen. Sie kommen auch ohne Asylantrag in die Grundversorgung und erhalten sogar Zugang zum Arbeitsmarkt. So gab es Anfang Mai 69.558 Plätze in der Grundversorgung insgesamt, von denen 58 Prozent von Vertriebenen aus der Ukraine eingenommen wurden. Die zweitgrößte Gruppe waren Syrer mit 16 Prozent.
Ukrainer erst an Platz acht der Asylstatistik
Bei den Asylanträgen sieht es ganz anders aus. Da sind Afghanen mit 4.245 Ansuchen die personenstärkste Gruppe, gefolgt von Syrern mit 3.920. Ukrainer folgen mit 453 Anträgen erst auf Platz acht – ein Hinweis, dass der allergrößte Teil der Vertriebenen auf eine Heimkehr hofft. Einen deutlichen Anstieg gibt es freilich trotzdem. Im gesamten Vorjahr gab es nur 91 Asylanträge von Ukrainern. Interessantes Detail ist, dass die allermeisten ukrainischen Ansuchen in der ersten Kriegsphase, also im Februar und März gestellt wurden. Im April waren es nur noch 21 und damit genauso viele wie im Jänner.
Unverändert ist der größte Teil der Antragsteller über alle Herkunftsgruppen gerechnet männlich, konkret knapp 84 Prozent. Immerhin 30 Prozent sind unter 18 Jahren, während nur 0,5 Prozent über 65 sind. Die mit Abstand größte Gruppe sind mit 57,5 Prozent die 18–35-Jährigen. Hoch ist die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge mit 2.165.
Rechtskräftige Entscheidungen gab es heuer knapp 26.500. Dabei erhielten knapp 7.000 Personen Aufenthaltstitel, davon rund 4.500 Asyl, die übrigen subsidiären Schutz oder humanitäres Bleiberecht. 14.600 Personen erhielten negative Entscheidungen. Von den größeren Gruppen besonders gute Chancen auf Asyl haben Syrer, Iraner und Somalis mit Quoten zwischen knapp zwei Drittel und knapp drei Viertel.
Offen waren 28.815 Verfahren, der größte Teil davon in der ersten Instanz.
ÖVP und FPÖ besorgt
Für ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner sind die Zahlen "ein Warnsignal, dass wir wachsam sein müssen". Die EU dürfe sich von der notwendigen Nachbarschaftshilfe für die Ukraine nicht blenden und dazu verleiten lassen, die Grenzen für alle Migranten zu öffnen. Es brauche einen starken Außengrenzen-Schutz.
Die FPÖ sieht die Volkspartei wiederum als mitverantwortlich für den Anstieg. Der "fortgesetzte Asylmissbrauch, dem ÖVP und Grüne offensichtlich ungerührt zuschauen würden", habe weitreichende negative Folgen für die Österreicher. "Wir reden hier zum Beispiel von Parallelgesellschaften und dem Import von Kriminalität", meinte Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer in einer Aussendung.