"Ich kopiere tonnenweise – schade um meine gute Ausbildung" – dieses Zitat stammt aus einer Studie, die erhoben wurde, um auf die prekäre Situation an heimischen Schulen und speziell die der Direktor:innen aufmerksam zu machen. Konkret wurden dafür 40 Führungskräfte im Land interviewt, die Studie entstand in Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems und der Bildungsdirektion Wien. "Wir wollen zeigen, wo es dringenden Handlungsbedarf der Politik gibt und bieten zugleich konkrete Lösungsvorschläge", fasst Studienleiter Roland Bernhard, Professor für Schulentwicklung, zusammen. 

Im Kern wird vor allem mehr Personal gefordert, um den administrativen Aufwand bewältigen zu können. "Anstatt die Qualität an den Schulen zu steigern, müssen sich pädagogisch ausgebildete Führungskräfte mit jahrelanger Berufserfahrung bürokratischen Aufgaben widmen", kritisiert Bernhard, der auch in England an dem Thema forscht. Dort habe sich ein "mittleres Management" etabliert und bewährt, wie er betont.

Weiters soll das Dienstrecht attraktiver und mehr Autonomie garantiert werden. "Früher war der Direktorposten sehr begehrt, heute will den Job keiner mehr machen", erklärt Bernhard weiter. Das führe häufig dazu, dass nicht nach Qualifikation besetzt werde. Man sei froh, wenn sich überhaupt jemand finde.

Kritik an Coronabonus

Die beschlossene einmalige Zahlung von 500 Euro an Direktor:innen als "Akt der Wertschätzung" begrüßt Bernhard naturgemäß, fügt aber an, dass nicht nur das Führungspersonal seit Pandemiebeginn "Tag und Nacht gearbeitet hat". Das stößt auch an einigen anderen Stellen auf Kritik. "Ein Bonus nur für die Führungsebene spalte die Schulen, kritisiert SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler. Die Unabhängigen Lehrergewerkschafter:innen bezeichnen den Coronabonus von Minister Polaschek als "Farce", man spiele damit "das Bildungspersonal gegeneinander aus".  Die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:Innen (FSG) fordert von Polaschek: "Vergessen Sie bei Ihrer Coronaprämie nicht auf die Lehrerinnen und Lehrer, denn ohne sie würde unser Schulsystem nicht funktionieren!"

Um den Forderungen mehr Gewicht zu verleihen, habe man aus der Studie einen offenen Brief destilliert und bereits in der Vorwoche an das Bildungsministerium geschickt. "Wir haben noch keine Antwort erhalten", sagt Bernhard.