Der Vorarlberger Wirtschaftsbund, Teilorganisation der ÖVP, soll laut einem "Standard"-Berichtgroße Summen an die Partei weitergeleitet haben, ohne diese zu versteuern. Nun soll der Wirtschaftsbund, konfrontiert mit einer Finanzprüfung, Selbstanzeige eingebracht haben. Das Geld, das an die ÖVP gegangen sein soll, soll dabei aus dem Magazin "Vorarlberger Wirtschaft" stammen, für das eine Firma Anzeigen lukrierte, an der Wirtschaftsbund-Direktor Jürgen Kessler Anteile hielt.

Kessler bestätigte, dass aktuell eine Prüfung des Vorarlberger Wirtschaftsbundes durch das Finanzamt laufe. "Die der Finanz bereits bisher immer offengelegten Daten (vor allem auch zum Mitgliedermagazin) werden nunmehr im Betriebsprüfungsverfahren steuerrechtlich erörtert und beurteilt. Alle Unterlagen wurden der Finanz vollständig offengelegt. Diese Prüfung läuft und wir warten das Ergebnis samt Feststellungen ab", so Kessler in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. Solche Prüfungen habe es seines Wissens auch in der Vergangenheit schon gegeben. Zu weiteren Fragen, etwa jenen nach der Selbstanzeige oder Geldsummen, nahm er vorerst nicht Stellung.

Wirtschaftsbund-Direktor hielt Anteile an Agentur

Das Inseratengeschäft des vom Wirtschaftsbund herausgegebenen Magazins "Vorarlberger Wirtschaft" hatte bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Wirtschaftsbund-Direktor Kessler hielt nach Recherchen von "Ö 1" und "Standard" über die 3L Consult GmbH 49,9 Prozent Anteile an der Kommunikationsberatungsfirma Mediateam, die auch das Anzeigengeschäft für die Zeitung der vom Wirtschaftsbund dominierten Vorarlberger Wirtschaftskammer abwickelt. Kessler kündigte nach öffentlicher Kritik seinen Ausstieg als Gesellschafter an. Mediateam gehört nun zu 75 Prozent Russmedia sowie zu 25 Prozent dem Geschäftsführer.

Die Inseraten-Causa schlug auch in der Vorarlberger Politik hohe Wellen. In mehreren parlamentarischen Anfragen kritisierte die Opposition die Geschäftspraktik und vermutete indirekte Parteienfinanzierung. Die Vorarlberger Regierungsparteien ÖVP und Grüne einigten sich in der Folge darauf, die Parteienförderung auf Landesebene transparenter zu gestalten. In Zukunft müssen in Vorarlberg alle Inserate, Spenden und Subventionen, egal ob direkt bei einer Partei, einer Teilorganisation oder einer nahestehenden Organisation, lückenlos veröffentlicht werden. Zudem erhielt der Landesrechnungshof neue Kontrollrechte. Die Novelle des Vorarlberger Parteienförderungsgesetzes wurde im März weitgehend einstimmig im Landtag beschlossen.