Seit Freitag ist die höchste Position im Bundesheer neu ausgeschrieben: Bis 20. April können sich Kandidaten für die Nachfolge Robert Briegers als Generalstabschef bewerben. Monatsbezug: mindestens 10.901,10 Euro brutto. Voraussetzungen (unter anderem): besondere Kenntnisse in Sicherheits-, Verteidigungs- und Militärpolitik, national wie international.

Brieger, der unter Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) zum Chef des Generalstabs aufgestiegen war, wird am 6. Mai offiziell verabschiedet. Danach wechselt er als Leiter des Militärausschusses der EU nach Brüssel.

Sein Nachfolger wird aller Voraussicht nach den Posten in einer bis dahin großteils eingenommenen neuen Führungsstruktur bekleiden und damit eine Doppelfunktion als "Generaldirektor für Landesverteidigung" (Bundesheer) und militärischer Berater im Kabinett von Klaudia Tanner (Verteidigungsministerium) ausfüllen.

Diese im Heer umstrittene Strukturreform spielt im Hintergrund keine unwesentliche Rolle im Rennen um die Spitzenposition, die im internationalen Vergleich jenes eines Vier-Sterne-Generals entspricht. Auffällig war die heftige Kritik von Generalmajor Thomas Starlinger an der neuen Führungsstruktur, er sieht darin sogar eine massive Gefahr für die zukünftige Einsatzführung des Bundesheers. Der Verteidigungsminister des Übergangskabinetts Bierlein und Adjutant von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gilt als möglicher Bewerber. Er wäre für das Ministerium ein unbequemer General, der das "Primat der Politik" wohl massiv herausfordern würde.

Galt bis vor Kurzem als Favorit: Rudolf Striedinger
Galt bis vor Kurzem als Favorit: Rudolf Striedinger © APA/HANS PUNZ

Auf der anderen Seite steht Generalmajor Rudolf Striedinger, Stabschef im Kabinett Tanners und Leiter der Krisenkoordination Gecko. Dort machte er zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung keine gute Figur. Stichwort: Flecktarnanzug und harter Militärsprech. Der Niederösterreicher war es auch, der im Juni 2020 im Hinterzimmer eines Wiener Beisls ausgewählten Journalisten ein offenbar nicht mit der Ministerin abgestimmtes Konzept zur Neuausrichtung des Bundesheeres präsentierte. Was damals als "Abschaffung der Landesverteidigung" interpretiert wurde, ist mit dem Ukraine-Krieg aber endgültig vom Tisch.

Viele Namen

Ebenfalls als Bewerber im Gespräch: Generalmajor Harald Vodosek (Leiter der Direktion Beschaffung), Generalmajor Helmut Habermayer (Architekt der neuen Strukturreform), Generalmajor Karl Pronhagl (Kommandant der Militärakademie). Chancenlos wäre wohl der SPÖ-nahe Generalleutnant Karl Schmidseder, von Tanner demontierter Leiter der Sektion Einsatz.

Eng mit der Reform verbunden ist auch der Name des Generalsekretärs im Verteidigungsministerium, Dieter Kandlhofer. Der gebürtige Steirer soll dem Vernehmen nach aber auf dem Absprung aus dem Ministerium sein.