Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) wirkt stolz und begeistert, wenn er über den bald fünfjährigen Umbau des Parlaments spricht. Das historische Gebäude hatte eine Generalsanierung dringend nötig: 135 Jahre lang wurde es ohne Unterbrechung verwendet. Kosten wurden nicht gescheut: Zwischen 350 und 420 Millionen Euro werden für die Renovierung schlussendlich ausgegeben.

Immerhin wurden seit 2017 nicht nur sämtliche Detailverzierungen feinsäuberlich restauriert, das denkmalgeschützte Hohe Haus wurde auch grundlegend umgebaut. So bietet es nun durch Dach- und Kellerausbau 10.000m² zusätzliche Nutzfläche.

Platz, der vor allem Besucherinnen und Besuchern zu Gute kommen soll. Das Parlament solle ein „Haus für alle“ sein, betont Sobotka immer wieder, während er über Bauschutt steigt oder sich unter Gerüste duckt. Damit ist nicht nur Barrierefreiheit durch Lifte und Türöffner gemeint. Das Gebäude soll allgemein für Gäste einladender werden.

Schon in der - noch stockdunklen - Eingangshalle werden künftig Touchscreens und Videowände über Parlamentarismus und Demokratie informieren. Das Parlament als Museum - und mit Museum: Die alte Bibliothek bleibt erhalten, auf Wunsch des Nationalratspräsidenten wird sie zusätzlich eine Ausstellung über 1700 Jahre Antisemitismus beherbergen. Daneben wird ein Café zum Verweilen einladen, im ausgebauten Dachboden soll ein Restaurant Gaumenfreuden bringen und Balkons Zugang zu Frischluft und Blicken über die Stadt erlauben.

Auch das Herzstück des Parlaments erscheint in neuem, natürlichen Licht. Durch die große Glasdecke fällt nun Tageslicht in den Sitzungssaal des Nationalrats. Die oberste Tribüne ist für die Demokratiewerkstatt ausgebaut, ein System aus automatisch gesteuerten Kameras macht mehr Platz für die Zuhörerinnen und Zuhörer darunter – und soll für vorteilshaftere Einstellungen der Rednerinnen und Redner sorgen.

Die Abgeordnetenbänke werden noch von Tüchern vor Staub und Bauschutt geschützt. Darunter verbirgt sich eine Neuerung im österreichischen Parlamentarismus: Neben zahlreichen Anschlüssen etwa für Ladekabel lässt sich ein kleiner Bildschirm aus dem Tisch ausfahren.

Hier könnte künftig per Touchscreen abgestimmt werden. Das System ist bereits einsatzbereit, einzig die Geschäftsordnung sieht es noch nicht als Zeichen der Zustimmung oder Ablehnung vor. Ob sich das ändert, ist noch nicht klar. Gut möglich, dass das neue, alte Gebäude mit seinen digitalen Möglichkeiten die eigenen Nutzer überholt.