Mit Ende des Sommer und dem bevorstehenden Schulbeginn warnt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner vor einem noch stärkeren Anstieg der Corona-Infektionszahlen. Mit 1753 Neuinfektionen in den letzten 24 Stunden sei der Wert "sieben Mal so hoch wie vor einem Jahr", erklärte sie bei einer Pressekonferenz. Die Zahl der Corona-Patienten in Spitälern sei mit 543 vier Mal so hoch wie im letzten Jahr.
Angesichts dieser Entwicklung müsse die Regierung nun alles daran setzen, die stagnierende Impfquote zu steigern, erklärte die Medizinerin. Auch mit Anreizen. Die SPÖ fordert daher einen "Impfhunderter". Jene, die sich bisher nicht impfen haben lassen, sollen 100 bis 150 Euro für ihre Bereitschaft bekommen. Laut Rendi-Wagner haben zuletzt Studien aus Deutschland gezeigt, dass damit die Quote um 10 bis 20 Prozent erhöht werden könnte. "Aber da müsste man freilich auch an anderen Schrauben drehen."
Rendi-Wagner: "Untätigkeit grob fahrlässig"
Der Regierung wirft Rendi-Wagner über den Sommer schwere Versäumnisse vor. Es sei absehbar gewesen, dass die Zahl der Impfungen stagnieren werde. Dennoch "kündigt die Regierung erst jetzt an, einen Plan auszuarbeiten". Es könne nicht sein, "dass man sich das erst wenige Tage vor Schulbeginn überlegt. "Diese Untätigkeit der Regierung war grob fahrlässig."
Um noch schlimmere Entwicklungen zu verhindern, müsse auch Österreich es - wie Dänemark - schaffen, die Impfrate rasant auf über 80 Prozent zu steigern. Als sinnvolle Maßnahmen erachtet die Ärztin Rendi-Wagner "1G" für Nachtgastronomie und Großveranstaltungen und verpflichtend "3G" am Arbeitsplatz, aber auch Belohnungen wie Konzertkarten oder eben finanzielle Anreize.
Keine generelle Impfpflicht
Eine Impfpflicht befürwortet Rendi-Wagner nur für bestimmte Berufsgruppen - im Gesundheits- und Pflegebereich sowie in der Pädagogik -, für eine generelle Pflicht ist sie "sicher nicht". Stattdessen gelte es "Überzeugungsarbeit, Aufklärung, Information" zu bieten. Aber auch hier sei die Regierung säumig. Die türkis-grünen Bundeskoalition sieht die SPÖ-Chefin auch am Zug, um bundesweit einheitliche Corona-Regeln zu schaffen. Mit einem "Fleckerlteppich" bei Masken- oder Berufs-Impflichten sorge man nur für Unklarheit, Verunsicherung - und letztlich dafür, dass die Regeln nicht befolgt werden.
Dorothee von Lae: "Maßnahmen konsequent umsetzen"
Die Virologin Dorothee von Laer plädierte in der "ZiB2" dafür, die derzeitigen Maßnahmen endlich konsequent umzusetzen - so werde etwa die 3G-Regel nicht überall kontrolliert. Darüber hinaus gebe es noch "ein paar Kleinigkeiten, an denen man drehen kann". So könnte man etwa bei geimpften älteren K1-Personen künftig wieder Testungen durchführen. Bei dieser Gruppe habe sich zuletzt gezeigt, dass deren Impfschutz wesentlich niedriger liege als bei Jüngeren.