"Obwohl Kinder und Jugendliche am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, sind sie schon jetzt am stärksten von seinen Auswirkungen betroffen", heißt es in einem Bericht, den das UN-Kinderhilfswerk am Freitag veröffentlichte. Laut diesem Klima-Risiko-Index sind fast die Hälfte aller Kinder weltweit extrem hohen Klima-Risiken wie Hitzewellen, Überflutungen und Dürren ausgesetzt.
Konkret leiden laut dem UNICEF-Bericht schon heute weltweit rund 820 Millionen Kinder und damit mehr als ein Drittel der Heranwachsenden stark unter Hitzewellen. 400 Millionen Kinder seien aktuell durch Wirbelstürme bedroht, außerdem seien 330 Millionen Kinder Überschwemmungen durch Flüsse ausgesetzt. 240 Millionen Kinder sind laut UNICEF in Küstenregionen von Überschwemmungen betroffen.
Zu diesen Ereignissen kommen langsam einsetzende Veränderungen hinzu. Schon jetzt litten 920 Millionen Kinder an Wasserknappheit, heißt es in dem Bericht. Auch Infektionskrankheiten wie Malaria oder Dengue, die durch Mücken oder andere Krankheitserreger übertragen werden, nähmen in Folge der Klimaveränderungen zu. Davon seien weltweit derzeit mehr als 600 Millionen Kinder bedroht.
UNICEF hebt hervor, dass sich die klimabedingten Risiken gegenseitig verstärken. So könnten Unwetter und Wirbelstürme in Verbindung mit dem Anstieg des Meeresspiegels zu Sturmfluten führen.
Noch in der Entwicklung befindliche Kinder seien wegen ihrer Konstitution "weniger in der Lage, plötzliche Schocks wie Überschwemmungen, Dürren, extreme Unwetter und Hitzewellen zu überstehen", heißt es weiter in dem Bericht. Benachteiligungen aufgrund von Klima- und Umweltzerstörung könnten bei Kindern gar dazu führen, "dass sie ihr ganzes Leben keine Chancen haben".
Mit seinem Klima-Risiko-Index analysiert UNICEF nach eigenen Angaben erstmals die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels auf Kinder. Für den Bericht mit dem Titel "Die Klimakrise ist eine Krise der Kinderrechte: Einführung des Klima-Risiko-Index für Kinder" wurden aktuelle Daten aus mehr als 160 Staaten ausgewertet.
Demnach praktisch alle Kinder weltweit (mehr als 99 Prozent) mindestens einer der in dem Index analysierten Risiken ausgesetzt. Fast eine Milliarde Kinder in 33 Ländern und damit fast die Hälfte aller Mädchen und Buben auf der Erde werden als "extrem stark gefährdet" eingestuft.
Zu diesen 33 Staaten gehören Mali, Nigeria, Somalia, Madagaskar, Afghanistan, Bangladesch, Indien, der Jemen, Haiti, Myanmar und die Philippinen. Damit seien ausgerechnet Länder betroffen, die mit am wenigsten zur Erderwärmung beitragen, hebt UNICEF hervor. Auf die 33 Staaten entfallen demnach nur neun Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen.
Als Konsequenz aus seinen Befunden ruft UNICEF die Regierungen auf, "dringend mehr zu tun, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen und insbesondere die Treibhausgas-Emissionen zu verringern". Außerdem müsse mehr in Maßnahmen zur Klimaanpassung und die Bildung im Bereich Klima- und Umweltschutz junger Menschen investiert werden.
UNICEF fordert überdies, Kinder und Jugendliche müssten "in alle nationalen, regionalen und internationalen Klimaverhandlungen und -entscheidungen einbezogen werden". Dies gelte auch für die UN-Klimakonferenz im November in Glasgow.