Die frühere Außenministerin und spätere EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner ist wahrscheinlich die österreichische Politikerin, die Joe Biden am besten kennt. Mehrfach habe sie als EU-Außenbeauftragte mit dem damaligen US-Vizepräsidenten in Brüssel verhandelt, erinnert sie sich auf Nachfrage der Kleinen Zeitung, damals ging es um die zivile EU-Hilfe in Afghanistan. „Er ist ein echter Gentleman, der in den Verhandlungen Härte zeigt“, um dem hinzuzufügen: „Ich freue mich, dass er Präsident geworden ist.“
Zweimal traf Bosnien-Beauftragter Valentin Inzko den künftigen US-Präsidenten. "Er ist ein Balkan-Kenner", so Inzko. Österreichs Botschafter in den USA, Martin Weiss, erzählt, Biden sei in den neunziger Jahren in der Hochphase der Balkan-Kriege "einer unserer wichtigsten Hauptansprechpartner im Senat" gewesen, wenn es um Bosnien und den Kosovo ging. Bundespräsident Heinz Fischer traf Obamas Vizepräsidenten 2015 in Laibach bezeichnenderweise am Rande einer Westbalkan-Konferenz, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel kam mit Biden am Rande eines Besuchs bei Präsident Georg W. Bush im Weißen Haus 2001 in Washington zusammen.
Um Österreich scheint Biden in den letzten 20 Jahren einen großen Bogen gemacht zu haben, zumindest sind auch an der US-Botschaft keine Besuche bekannt. Am ehesten dürfte er noch den Transitbereich des Wiener Flughafens Schwechat kennen, um auf den Balkan zu gelangen.
Erhard Busek lud den damaligen Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses im Senat 2003 nach Alpbach ein, dieser schickte seinen engsten Berater Michael Haltzel, der burgenländische Vorfahren besitzt. Reinhard Lopatka, außenpolitischer Sprecher der ÖVP, erinnert sich, dass Biden bei der denkwürdigen demokratischen Convention 2004, wo Barack Obama durch eine fulminante Rede erstmals medial Aufsehen erregte, ausländische Politiker betreut hat.
Kerrys Großvater maturierte in Mödling
Den stärksten Österreich-Bezug hat wohl Bidens Klimaschutzbeauftragter John Kerry, nicht nur, weil er sich 2015 während der Iran-Verhandlungen wochenlang in Wien aufhielt. Kerrys Großvater Fritz Kohn maturierte in Mödling, konvertierte 1901 in der Pfarre St. Othmar zum Katholizismus (im Taufregister nachzulesen) und wanderte 1904 in die USA aus. Tony Blinken, der neue Außenminister, lernte erste Walzerschritte bei einem Tanzkurs, den der damalige österreichische Botschafter Helmut Türk in Washington für Jungdiplomaten eingefädelt hatte.