Grußbotschaften aller vier Alliiertenvertreter haben am Freitag das Gedenken der Republik an das Ende des Zweiten Weltkriegs begleitet. Via Video zu Wort meldeten sich US-Präsident Donald Trump, der russische Präsident Wladimir Putin, Großbritanniens Außenminister Dominic Raab und Frankreichs Botschafter in Wien. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mahnte eine "Kultur der Erinnerung" ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs habe sich ein Verhältnis zu Europa entwickelt, das stärker ist als je zuvor sei, betonte Trump in seiner Video-Botschaft. Der US-Präsident erinnerte an das letzte Treffen mit Bundeskanzler Kurz und die gute Beziehung zu Österreich, insbesondere im Handel. "Unsere Völker verstehen einander, wir respektieren die Nation und der Kanzler hat einen fantastischen Job gemacht", so Trump.

Hier die Grußbotschaft von US-Präsident Donald Trump:

Auch Putin wünschte dem "freundschaftlichen österreichischen Volk Wohlergehen, Frieden und Prosperität". Man habe den Krieg weder gebraucht noch gewollt, betonte er - "Er wurde der Sowjetunion aufgezwungen". Der "große Sieg" habe die Menschheit gerettet. "Er eröffnete den Weg auch zur Wiedergeburt eines unabhängigen, dynamisch entwickelnden, demokratischen Österreichs", so Putin.

Das Gedenken an die Gefallenen und die Kriegsereignisse sei nicht nur "unsere gemeinsame Pflicht", sagte der russische Präsident. "Es ist auch das Anliegen unseres Gewissens gegenüber der ganzen Generation der Sieger." Man müsse alles unternehmen, damit Niemand es wagen könnte, diese Kriegstragödie erneut zu entfachen. Putin erinnerte auch an die neue gemeinsame Gefahr, die Verbreitung der Coronavirus.

Der 8. Mai 1945 sei im kollektiven Gedächtnis verankert, sagte Raab, der derzeit die Geschäfte des britischen Premierminister Boris Johnson führt. Nationen hätten Millionen von Toten betrauert. "Wir werden uns immer an das Opfer und das Heldentum jener erinnern, die auf dem Schlachtfeld gefallen sind." Das Kriegsende habe auch den Beginn einer neuen Ära bedeutet. "Es war ein neuer Anfang, der auf dem Versprechen von Frieden und Stabilität beruhte."

Im Namen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sprach Botschafter Francois Saint-Paul: "In einer Zeit, wo die Gesundheitskrise, die wir durchleben, neue Trennlinien in der heutigen Welt ans Licht bringen könnte, ist es umso mehr unsere Pflicht, des 8. Mai zu gedenken, die das Ende der Nazi-Barbarei und des Zweiten Weltkriegs kennzeichnet." Das Datum sei "ein Symbol der Hoffnung und der Bedeutung von dauerhaftem Frieden".

Auch Bundeskanzler Kurz wandte sich an die österreichische Bevölkerung. "Mit der vollständigen Kapitulation des Deutschen Reichs, konnte eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte geschlossen werden", sagte er. "Die Folgen dieser fürchterlichen Zeit beschäftigen uns aber bis heute. So unbeschreiblich die Grausamkeit des Nationalsozialismus war, so notwendig und wichtig sind die Lektionen, die wir aus dieser Zeit lernen müssen."

Zwar könne man die Geschehnisse nicht wiedergutmachen, betonte Kurz, "aber wir müssen alles tun, dass sich die Geschichte nicht wiederholt". Daher gelte es, die Grundlagen der freien Gesellschaft zu schützen und stärken, wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Gewaltentrennung und Medienfreiheit. "Und wir müssen gemeinsam gegen alle Formen des politischen Extremismus konsequent vorgehen - noch bevor sie Fuß fassen können. Das ist unsere historische Verantwortung."

Nicht zuletzt erinnerte Kurz an die vom Naziregime ermordeten Juden. "Der Kampf gegen den Antisemitismus und Antizionismus ist Teil unserer Staatsräson geworden", betonte er. Nie wieder dürfe Judenhass im Land wieder Fuß fassen. "Mit geeinten Kräften müssen wir weiter darum kämpfen, dass sich kein jüdischer Mitbürger auf unseren Straßen unsicher fühlt", sagte der Bundeskanzler. "Die Menschen in Israel müssen wissen, dass wir in Österreich auf ihrer Seite stehen."

"Diese Geschichte kann und darf nicht vergessen werden und dieses 'Niemals Vergessen' ist uns heute ein Auftrag und für alle Zukunft", sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in seiner Ansprache. Österreich sei nicht nur Opfer gewesen, sondern trage auch Mitverantwortung. Unter den NS-Kriegsverbrechern habe es eine überproportional große Anzahl an Österreichern geben, betonte der Vizekanzler. Anerkennung gelte hingegen allen im Widerstand Engagierten.