Wie sich die Bilder gleichen: Die ÖVP als überlegener Wahlsieger sucht einen Partner! Die FPÖ ist im Umbau. Ob sie danach koalitionsfähig wird, ist offen. Also die SPÖ, Streit-Koalitionär von einst? Nicht unmöglich, aber sie windet sich: Neue Obfrau? Volkspartei der linken Mitte nach Blair-Schröder-Gusenbauer-Modell einer solidarischen Hochleistungsgesellschaft? Oder Linksruck nach dem Corbyn-Modell einer neumarxistischen Linken?

Bleibt also eine Koalition der Wahlsieger? Die Wiener Meinungsblase, die Sebastian Kurz vehement bekämpft, systematisch verunglimpft, ja „heruntergetodelt“ hat, drängt stürmisch darauf. Der Champion der Grünen, Werner Kogler, hat mit persönlichen Angriffen auf Kurz mitgemacht, auch nach der Wahl damit nicht aufgehört. Reden könne man ja … aber ohne Reue und Umkehr der Türkisen gehe gar nichts! Die Grünen spüren die Hochkonjunktur – der Klimaschutz ist unbestritten. Wenn man will, kann man da sicherlich gemeinsam einen wichtigen Schwerpunkt setzen, die inhaltlichen Unterschiede sind überbrückbar. Ihr zweites Ziel, die Bekämpfung der „Kinderarmut“, ist unbestreitbar.

Ein Transparenzgesetz wäre nach den Erfahrungen des Wahlkampfes vordringlich. Wenn Kogler die Entwicklung der Grünen zur Volkspartei als Ziel nennt, kann das wohl nur eine Absage an die grün-alternativen Gesellschaftsveränderer bedeuten, an denen das Experiment 2003 zerbrach!

Bis jetzt kommen aus der grünen Führungsschicht aber andere Töne. So meinte Ex-Europaabgeordneter Michel Reimon, man müsse der ÖVP nur ein ordentliches Klimaschutzpaket hinknallen, dann sei der Spuk schon beendet. Andere verlangen umfangreiche Änderungen der gesamten Politik nach grün-alternativen Plänen. Die Gesellschaftsordnung müsse insgesamt umgestaltet werden. Sparpolitik, Steuerabbau, Migrationspolitik, Sozialhilfe: Alles, was unter Kurz verändert wurde, müsse rückgängig gemacht werden. Als hätten die Grünen fast 38 Prozent in den Wahlen gewonnen, und nicht knappe 14! So wird kein Schuh daraus!

In Sondierungen muss geklärt werden, ob beide bereit sind, aufeinander zuzugehen. Sind die Wiener Grünen bereit? Der grüne Parlamentsklub, ein solches Projekt mit Disziplin durchzutragen? An beiden ist Van der Bellen 2003 gescheitert. ÖVP und Grüne müssen aufeinander zugehen, einander respektieren und nicht vom anderen die Unterwerfung verlangen. Wenn die Sondierungen nicht Gewähr dafür geben, sind Verhandlungen von vornherein zum Scheitern verurteilt.