Das BZÖ Kärnten, das derzeit Unterstützungserklärungen für einen bundesweiten Antritt bei der Nationalratswahl sammelt, wollte Identitären-Sprecher Martin Sellner als Spitzenkandidaten gewinnen. "Wir haben uns getroffen und festgestellt, dass wir in sehr vielen Bereichen ähnlich denken", zitiert der "Kurier" Generalsekretär Karlheinz Klement. Sellner lehnte zwar ab, unterstützt die Partei aber.
"Er ist für mich eines der größten politischen Talente Österreichs. Deshalb wäre er für mich der perfekte Spitzenkandidat für die Bundesliste gewesen", sagt Klement im "Kurier".
Sellner schließt eine Kandidatur laut dem Bericht zwar nicht prinzipiell aus, derzeit passe es aber nicht. "Ich möchte, dass zuerst mein Name reingewaschen wird und die Ermittlungen abgeschlossen sind. Bis dahin werde ich diese patriotische Partei mit meiner Präsenz und Reichweite unterstützen, soweit es mir möglich ist." Im Gegensatz zur FPÖ habe das BZÖ Kärnten schließlich auch die Ermittlungen gegen seine Person kritisch kommentiert.
Umstritten seit Christchurch-Attentat
In einem Video wirbt Sellner dafür, eine Unterstützungserklärung für die Partei abzugeben. Gegen den Chef der rechtsextremen Identitären wird wegen des Verdachts der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung ermittelt, weil er eine Spende vom Christchurch-Attentäter erhalten hat.
Während sich das BZÖ Kärnten für die Nationalratswahl in Stellung bringen will, hat sich das Wiener BZÖ nach rund eineinhalb Jahrzehnten gewissermaßen selbst abgeschafft. Der Vorstand habe am Donnerstag einstimmig die sofortige Auflösung beschlossen und "alle behördlichen Löschungen" beantragt, informierte Landesobmann Dietmar Schwingenschrot die APA.
Schwingenschrot ist laut Wikipedia stellvertretender auch österreichweiter BZÖ-Obmann. Die Website des BZÖ ist nicht mehr aktiv. Letzte gesamtösterreichische Obfrau war die Kärntnerin Johanna Trodt-Limpl, die jedoch schon 2017 alle Funktionen im BZÖ niederlegte.
Verlorenes Erbe von Jörg Haider
Die Landesgruppe entstand bereits kurz nach der Gründung des Bundes-BZÖ unter Jörg Haider, der das Bündnis Zukunft Österreich 2005 nach der Abspaltung von der FPÖ ins Leben gerufen hatte. Allerdings konnte man - anders als auf Bundesebene - in der Bundeshauptstadt nie wirklich Erfolge einfahren. Bei den Landtagswahlen 2005 und 2010 verfehlte das BZÖ den Einzug in das Rathaus jedes Mal deutlich. Beim Urnengang 2015 wurde auf ein Wien-weites Antreten bereits verzichtet.