Der designierte FPÖ-Parteiobmann Norbert Hofer erklärte Montagabend im ORF-"Report": "Alles", was in Ibiza gesagt worden ist, sei "Schall und Rauch." Heinz-Christian Straches Reden über Parteispenden über geheime Kanäle, die Übernahme einer Zeitung, Einflussnahme bei Auftrags-Vergaben undundund: "Schall und Rauch".

Auf die Frage, warum die FPÖ nicht regierungsfähig sei, sagte Hofer: "Die Regierung ist an diesem Vorfall gescheitert (Ibiza-Video, Anm.)."

Der Frage der ORF-Journalistin Susanne Schnabl, ob die FPÖ einen Misstrauensantrag gegen die ÖVP einbringen werde, wich Hofer aus: "Das wird von den nächsten Stunden abhängen." Konkreter wurde er nicht.

"Austria in Motion"

Norbert Hofer hatte zuvor eine externe Prüfung der Parteifinanzen angekündigt. Bis jetzt habe er persönlich aber keine auffällig hohen Parteispenden gefunden, sagte er. Auch der Obmann des als FP-Spendenvehikels in den Verdacht gekommenen Vereins "Austria in Motion" dementierte, Spenden an die FPÖ weitergeleitet zu haben. Der frühere Kassier des Vereins, der freiheitliche Abgeordnete Markus Tschank, ist heute designierter FPÖ-Finanzreferent.

Blau

Die Bundesregierung ist seit Montag nicht mehr blau. Mit der Ankündigung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), beim Bundespräsidenten nach Heinz-Christian Straches unfassbarem "Ibizagate" die Entlassung von Innenminister Herbert Kickl vorzuschlagen, ließen auch die restlichen freiheitlichen Regierungsmitglieder die Ämter liegen. Zuvor hatte man noch mit den Auswirkungen des "Ibiza-Videos" zu kämpfen, Landes- und Stadt-Regierungen lösten sich auf.

Kurz hatte die Öffentlichkeit wieder warten lassen, bis die Entscheidung fiel, wie man nach der Regierungskrise samt Neuwahlankündigung weitermacht. Nach einer Unterredung mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen kündigte der Kanzler eine Übergangsregierung an. Experten und Beamte sollen dabei die fehlenden FP-Minister ersetzen. Die Entlassung Kickls sei "das einzig Richtige".

Kickl selbst schloss Konsequenzen in Richtung ÖVP nicht aus - nämlich in Form eines von der Liste Jetzt angestrengten Misstrauensvotums bei einer Nationalrats-Sondersitzung. "Der Hausverstand sagt einem, dass es relativ schwer ist, von jemandem das Vertrauen zu verlangen, dem man gerade das Misstrauen ausgesprochen hat", sagte er. Nachvollziehen konnte er den Schritt von Kurz weiter nicht.

Linz

Auch die SPÖ zog ihre Konsequenzen aus der blauen Affäre: In Linz kündigte SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger das Arbeitsübereinkommen mit der Linzer FPÖ - nachdem seine Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner dazu aufgefordert hatte. Ab sofort solle ein freies Spiel der Kräfte herrschen. Im Burgenland beschloss der rot-blaue Koalitionsausschuss, die Landtagswahl vom Mai auf den 26. Jänner 2020 vorzuverlegen.

Im - schwarz-blau regierten - Oberösterreich trat Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek (FPÖ) zurück. Er befürchte, "bei der nun einsetzenden oppositionellen Schmutzkübelkampagne anlässlich der sogenannten 'Ibizaaffäre' erneut zur Zielscheibe medialer Angriffe zu werden", hieß es. Die oberösterreichische SPÖ forderte gleich eine Neuwahl des dortigen Landtags.

Die Oppositionsparteien erhöhten den Druck auf FPÖ und ÖVP. Die Liste Jetzt kündigte einen Misstrauensantrag gegen Kurz bei der Sondersitzung des Nationalrates an. Die NEOS sehen auch bei der ÖVP Aufklärungsbedarf in Sachen Parteienfinanzierung, die Partei müsse die Geldflüsse etwa bei den Vereinen zur Förderung von Europaminister Gernot Blümel und EU-Kandidat Lukas Mandl transparent machen. Und die Grünen forderten Verschärfung bei Parteienfinanzierung.

Für zusätzlichen Wirbel, auch vonseiten des Kanzlers, sorgte die Bestellung des einstigen Generalsekretärs im Innenministerium und Vertrauensmannes Kickls, Peter Goldgruber, zum Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, zunächst amtsführend. Im Ressort betonte man zwar, dass dieser Schritt zufällig zu dieser Zeit erfolgt sei. Dennoch kündigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen an, die Ernennung nicht zu unterschreiben.

Kreml

Mit der Causa nichts zu tun haben will der Kreml. "Wir wissen nicht, wer diese Frau ist, ob sie russischer Nationalität oder Herkunft ist", hieß es vonseiten Russlands. Die EU-Kommission reagierte zwar fassungslos auf das "Ibiza-Video", vertraue aber weiterhin in die demokratischen Institutionen Österreichs, hieß es. Der ungarische rechtsnationale Premier Viktor Orban sieht die "Jagdsaison" eröffnet. Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen attestierte Strache einen "schwerwiegenden Fehler".