Dass die SPÖ derzeit Alarm schlägt und einen drohenden Ärztemangel beklagt, kann Patientenanwalt Gerald Bachinger nachvollziehen. Denn: "Wir schlittern da in ein riesiges Problem hinein", erklärte er im "Ö1-Morgenjournal". Man werde dem Problem jedoch nicht gerecht, wenn man die Entwicklung mit "dem Schlagort Ärztemangel beschreibt". Denn: Österreich habe genug Ärzte, sie seien nur ungleich verteilt.
Gerade die Primärversorgung, also die Versorgung mit Hausärzten und Co., sei "das Fundament der weiteren medizinische Behandlung". Wenn es hier Risse gebe, wirke sich das auch auf den Rest der medizinischen Versorgung aus.
"Riesiges Loch in 10 Jahren"
In den kommenden zehn Jahren tue sich hier dank Pensionierungen jedoch "ein riesiges Loch" auf, das auch nachkommende Mediziner nicht ausgleichen werden können, so Bachinger. Es sei hier essentiell, das Umfeld zu attraktiveren. Dass SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner das mit finanziellen Mitteln erreichen will, sei ein falscher Ansatz. "Man muss die Honorierungsmodelle vollkommen umstellen und die richtigen finanziellen Anreize schaffen." Es gehe also um Qualität und weniger um Quantität.
Kein gutes Haar ließ Bachinger an den Vertragspartnern, allen voran an der Ärztekammer. Die Partner hätten sich jahrelang selbst blockiert, "die Ärztekammer ist Teil des Problems und nicht der Lösung". Diese sei schlicht Teil des Systems. Als positives Beispiel nannte Bachinger das System in Baden-Württemberg. Dort seien die Ärzte nicht "von der Ärztekammer entmündigt", sondern vertreten sich selbst. Man sollte also sich also auch die Struktur der Vertragspartner ansehen, erklärte der Patientenanwalt.