Der gemeinsame Nenner ist, dass es keinen gemeinsamen Nenner gibt.“ Mit diesen Worten beklagt Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) den aktuellen Stand der Diskussion um die Einführung von Herbstferien. Der Minister hatte die letzten Wochen für Gespräche mit Vertretern von Schülern, Lehrern, Eltern und Ländern genutzt, um auszuloten, wie die im Regierungsprogramm versprochenen Ferien umgesetzt werden können.

Das Problem: „Nach den Gesprächen ist die Variantendichte noch größer als zuletzt“, klagt der Minister. Offenbar gibt es vor allem bei den Elternvertretern unterschiedliche Ansichten, wie die Ferien geregelt werden sollen. Die Schülervertreter würden indes einen Teil ihrer Sommerferien für die neu geschaffene Auszeit aufgeben, damit die schulautonomen Tage unangetastet bleiben. Aus den Ländern kommen laut Ministerium unterschiedliche Signale.

Zwei Varianten

Um Struktur in das Schlamassel zu bringen, legt Faßmann nun zwei Varianten auf den Tisch, wie sich die geplanten acht freien Tage am Stück zusammensetzen könnten. Die erste sieht eine bundesweit einheitliche Regelung vor. Demnach würden die freien Dienstage nach Ostern und Pfingsten für die Herbstferien verwendet werden, die restlichen Tage setzen sich aus schulautonomen Tagen zusammen. Über Letztere könnten die Schulen damit nicht mehr – wie bisher – selbst entscheiden.

Variante zwei: Die Bundesländer entscheiden selbst. Entweder, sie nehmen die bereits erwähnten freien Dienstage und legen ihre schulautonomen Tage per Verordnung zusammen – oder sie lassen es bleiben. Die Folge wäre ein erneuter (vom Minister beklagter) „Fleckerlteppich“ aus verschiedenen Regelungen. Zudem ist das Zusammenfassen autonomer Tage bereits jetzt möglich. Genutzt hat das bisher aber nur Vorarlberg.

"Schüler werden herausgerissen"

Die Hoffnung mancher Schüler, mit den Herbstferien zusätzliche freie Tage zu bekommen, wird im Übrigen enttäuscht. Die freie Zeit soll gänzlich aus bereits freien Tagen zusammengestellt werden. Darüber, wie das nun genau geschehen soll, müsse es nun „zeitnah“ eine Lösung geben, heißt es aus dem Ministerium.

Dass in den Gesprächen des Ministers bisher keine Einigung gefunden werden konnte, überrascht die Bildungsdirektoren in Kärnten und der Steiermark nicht. Auch sie bestätigen unterschiedliche Meinungen bei Schülern, Lehrern und Eltern. „Wir haben bereits 2015 eine Befragung zum Thema Herbstferien durchgeführt und auch damals waren sich vor allem die Eltern nicht einig“, erinnert sich der Kärntner Bildungsdirektor Robert Klinglmair. Zwei Drittel der Lehrer und Schüler seien damals jedoch gegen Herbstferien gewesen. „Das Argument war, dass die Schüler, die nach den Sommerferien gerade erst wieder ins Lernen gefunden haben, wieder herausgerissen werden.“ Angesprochen auf die vom Minister vorgelegten Varianten spricht sich Klinglmair für eine bundesweite Regelung aus. „Man kann doch nicht einheitliche Bildungsdirektionen einsetzen um erst wieder unterschiedliche Regelungen machen.“

"Unterschiedliche Ansichten"

Auch Elisabeth Meixner, die steirische Bildungsdirektorin, favorisiert Variante eins. Aber: „Ich bin dafür, vor allem mit den Betroffenen – also Schüler, Lehrer und Eltern – zu sprechen, um Präferenzen auszuloten.“ Eine baldige Einigung sei laut Meixner aber nicht in Sicht. „Wenn es hier nicht derart unterschiedliche Ansichten geben würde, wären die Ferien vor Jahren eingeführt worden.“ Morgen, Montag, finden sich alle neun Bildungsdirektoren im Ministerium in Wien ein, wo Faßmann seine Varianten offiziell vorstellen wird. Eine Einigung scheint aber auch hier in weiter Ferne.