Zu einem beispiellosen Rundumschlag gegen die SPÖ holt der führende Postgewerkschafter Josef Hübner in Briefen an Bürgermeister Michael Ludwig sowie an Kanzler und Vizekanzler aus. „Ich kann nicht mehr schweigen“, erklärt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung und bestätigt die Autorenschaft. „Die SPÖ saß zehn Jahre in der Regierung und hat nichts zusammengebracht, weder beim billigen Wohnen noch bei der kalten Progression.“ Und lässt im Telefonat beiläufig den heutigen Tag rekapitulieren. „Da höre ich, dass am Hauptbahnhof eine Frau umgebracht wurde, und von der SPÖ höre ich nichts. Dass wir Probleme bei der Zuwanderung haben, wissen wir alle. Da müssen wir nichts schönreden. Das ist mir zu wenig für eine Partei.“ Auf Parteichef Pamela Rendi-Wagner angesprochen, meint Hübner lapidar: "Dazu sage ich nicht, aber das sagt ohnehin schon alles."
Brief an Bundesregierung
In dem mit heutigem Tag datierten Brief an Bürgermeister Ludwig erklärt Hübner, er habe gedacht, nach dem Abgang von „Spritzwein Michael Häupl“ werde es in Wien besser. „Ich bin jedoch schwer von Dir enttäuscht.“ So blockiere die Wiener SPÖ „notwendige Änderungen der Mindestsicherungen.“ Viele Genossen würden sich „Adaptierungen wünschen.“ Der Auftritt von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in der Zib2, der wortreich die Blockadepolitik verteidigt hatte sei „traurig“ gewesen. „Wieder die Nazikeule auszupacken, das ist scheinbar bei Euch Trumpf.“ Sozialdemokraten sollten „lernen, mit Niederlagen umzugehen und die Fehler, so wie es von meiner Mutter gelernt habe, zuerst bei sich selbst zu suchen.“
Brief an Ludwig
Zum Vorstoß des Bürgermeisters, geplante Verbotszonen für Waffen auf ganz Wien auszudehnen, merkt Hübner süffisant an. „Ein waffenfreies Wien ist köstlich. Alkolholfreies Wien wäre ein Hammer.“ Die Partei möge sich endlich von der „sozialromantischen Schlaraffenlandpolitik“ verabschieden. „Macht Politik für die Leistungsgesellschaft und unsere Kultur, dann werdet ihr vom Wähler eine Chance bekomme!“
Vor fünf Tagen bereits hatte der Postgewerkschafter in Briefen an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, die der Kleinen Zeitung ebenso vorliegen,kein gutes Haar an der eigenen Partei gelassen. Unter anderem konstatiert der ÖGB-Spitzenfunktionär, dass in den letzten Jahrzehnten "jeder Innenminister, der sein Land vor Gefahren schützen“ wollte, von "Linksparteien heftig kritisiert“ wurde. Ex-SPÖ-Innenminister Karl Schlögl sei von Ex-Bürgermeister Michael Häupl „abgezogen“ worden , weil er „zu patriotisch agiert" habe. Und subsumierend: „Innenminister Herbert Kickl, der passt, glauben Sie mir....Machen Sie weiter so, sehr geehrter Herr Bundeskanzler und Vizekanzler .“