Die Szene wirkt inszeniert, aber alle Beteiligten versichern, dass dem nicht so ist: Gerade als Roland Düringer am Klagenfurter Magistrat die Unterstützungserklärungen für die von ihm initiierte Partei „G!LT“ auflegen will, kommen zwei Männer zur Tür herein. In der Hand: bereits ausgefüllte Formulare, mit denen sie den Antritt von Düringers Partei unterstützen. „Wenn meine Frau jetzt auch unterschreibt, haben wir schon zehn Stimmen“, lacht der Kabarettist. Weitere 2590 muss er noch sammeln, damit man am 15. Oktober das Kreuzerl bei seiner Partei machen kann. Gelingen soll das dank des Engagements von 50 Kandidaten, die aus 1600 Bewerbern gecastet wurden, mit Düringers Medienpräsenz - er kandidiert zwar, würde das Mandat aber nicht annehmen - und der Agentur von Politikberater Rudi Fußi. Der Deal mit ihm: „Bis zur Wahl arbeitet Fußi gratis, wenn wir in den Nationalrat einziehen, bekommt er sein Geld. Sonst nix.“
Wofür „G!LT“ steht, versucht Düringer mit einem Wort zu erklären: „Systemwandel“. Wem das nicht reicht, der bekommt einen Vortrag über mangelnde Legitimation der Regierenden, Effizienz in der Verwaltung und über Bürgerbeteiligung. Kernsatz: „Jene sollen sich einbringen, die sich auskennen.“ Ein Brexit, bei dem das Volk hinterher googeln müsse, wofür man gestimmt habe, sei so ausgeschlossen. Regierungen, die aus einem Expertenpool ausgelost werden, sieht Düringer als effizienter an, „weil die nicht nach Wiederwahl streben“.
Nationalratswahl: Düringer sucht Unterstützer für "Deine Stimme G!LT"
Im Wahlkampf auf der Straße gibt der Künstler dann aber lieber den Zuhörer als den Erzähler. Es erkennen ihn ohnehin nur mehr wenige Leute, seit er sich den Bart mit den markanten Perlen für ein Filmprojekt abrasiert hat. Und von selbst Leute ansprechen und ihnen das „Parteibücherl“, in dem man ein paar Grundthesen aufgelistet hat, anbieten? Würde er nie machen. „Das ist altes System.“ Wenn ihn dann doch ein Passant anspricht, kann es vorkommen, dass politische Ereignisse der letzten Wochen vermengt werden. „Was der Peter Pilz macht, finde ich super“, erklärt ein Buchhändler und glaubt sich bei Düringer an der richtigen Adresse. Dieser hört wertschätzend zu, bis ein Kunde den Buchhändler braucht.
Kabarett zwei Tage nach der Wahl
Erklärungsbedarf hat Düringer auch, wenn es um sein neues Kabarettprogramm geht. Am 17. Oktober hat er im Linzer Posthof Premiere. Er spielt einen Kanzler am Tag seines Rücktritts. „Der Termin wurde vor eineinhalb Jahren vereinbart. Dass nun zwei Tage früher gewählt wird, haben die sicher absichtlich gemacht.“ Ein Scherz? Düringer lacht nicht.