Der Vorschlag von Sozialrechtsexperten Wolfgang Mazal, Arbeitslose für die 24-Stunden-Betreuung am Land einzusetzen, stößt bei Sozialminister Alois Stöger auf mäßige Begeisterung. Man müsse zwischen Pflege und Betreuung unterscheiden, meint Stöger. Im Rahmen der Aktion 20.000 würden genau diese Betreuungstätigkeiten von Arbeitslosen durchgeführt, erklärte er im Ö1-Morgenjournal. Stöger verwies darauf, dass Pflege ein sensibler Bereich sei, der gute Ausbildung erfordere.

Mazal hatte vorgeschlagen, Arbeitslose könnten „familiennahe Dienstleistungen“ tätigen, und dafür würde Geld aus der Arbeitslosenversicherung und dem AMS frei. Kritik hatte er dafür schon am Vortag geerntet. "Wer das ernsthaft fordert, hat die Herausforderung wohl nicht verstanden", hatte etwa Reinhard Bödenauer, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter in der GPA-djp, kritisiert.

Der Gesundheits- und Pflegebereich habe tatsächlich mit Personalmangel zu kämpfen. Pflege und Betreuung seien aber alles andere als unqualifizierte Arbeit, gibt Bödenauer zu bedenken: "Arbeitslose sind nicht automatisch dafür geeignet, in die Pflege zu wechseln." Wer sich aber dafür entscheide, könne sich jederzeit umschulen lassen. Um den Pflegeberuf aufzuwerten, brauche es bessere Arbeitsbedingungen. Wesentlich sei hier eine Arbeitszeitverkürzung im ersten Schritt auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich, so Bödenauer.

Auch die NEOS reagierten auf Mazals Vorschlag verwundert. "Hier wird argumentiert, als ob für die Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen keinerlei Qualifikation notwendig wäre. Jeder Experte im Pflegebereich wird bestätigen, dass das Gegenteil der Fall ist", erklärte Sozialsprecher Gerald Loacker. Zustimmung findet bei den NEOS hingegen Mazals Forderung, Zumutbarkeitsbestimmungen bei Umschulungen und der Annahme von Jobs in Entfernung zum Wohnort zu verschärfen.