Mitten im Vorwahlkampf ist zwischen dem Innenministerium und der SPÖ ein Zahlenstreit um die Situation der Polizei in Österreich ausgebrochen. Die SPÖ-Landesparteivorsitzenden beklagen, dass die vorgesehenen Polizeiposten nicht besetzt seien. Das Innenministerium dementiert diese Vorwürfe und verweist auf die stetig steigende Zahl der Polizisten in Österreich.
Aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch das Innenministerium geht hervor, dass derzeit 803 vorgesehene Stellen nicht besetzt sind. Allein in der Steiermark fehlen den Zahlen des Innenministeriums zufolge 270 Beamte. Auf Anfrage betont das Ministerium jedoch, dass alle Stellen besetzt seien und kritisiert die irreführende Fragestellung der SPÖ, die sich ausschließlich auf die Zahl der Beamten mit abgeschlossener zweijähriger Polizeigrundausbildung bezieht. Aufgrund dieser "verzerrenden" Fragestellung, konnten jene Beamte, die "nur" eine sechsmonatige grenz- und fremdenpolizeiliche Ausbildung absolviert haben und die restlichen Stellen auffüllen, nicht ausgewiesen werden.
Die SPÖ-Landesparteien reagierten empört auf die Aussagen des Innenministeriums und wiesen auf angebliche Missstände in den Ländern hin. Franz Schnabl, Landesparteivorsitzender der SPÖ Niederösterreich und früherer Polizei-General, beklagte, dass allein in Niederösterreich 350 Vollzeitbeschäftigte auf die vorgesehenen 4.506 Dienstposten fehlen. Dadurch müssen die Beamten "Überstunden leisten, wodurch die notwendigen Ruhe- und Erholungsphasen nicht immer gewährleistet sind, die in einem fordernden Beruf wie diesem dringend notwendig sind".
Altersbedingte Abgänge steigen
Schnabl verwies auch auf die Zahlen des Innenministeriums bezüglich der prognostizierten Abgänge, die in den kommenden Jahren stetig steigen werden. 2018 werden voraussichtlich 861 Polizisten österreichweit in den Ruhestand treten, 2023 wird die Zahl auf 1.267 Abgänge steigen. Das Innenministerium betonte jedoch, dass alle Pensionsabgänge bereits nachbesetzt worden sind: "Seit 2009 ist die Zahl der Polizisten in Österreich kontinuierlich um über 2.000 Bedienstete gestiegen - von 26.938 auf 29.028. Damit wurden nicht nur alle Pensionsabgänge nachbesetzt, sondern auch neue Planstellen geschaffen und besetzt."
Der Präsidialchef des Innenministeriums Michael Kloibmüller betonte, dass man sich derzeit in der Umsetzung einer gemeinsam durch die Bundesregierung beschlossenen Aufnahmeoffensive bei der Polizei befinde, die insgesamt 2000 zusätzliche Planstellen vorsieht und bis 2019 läuft: "Klar ist aus unserer Sicht, dass die Aufnahmeoffensive jedenfalls über 2019 hinaus laufen muss. Die nun im Raum stehenden zusätzlichen Planstellen, sehen wir daher positiv. Zuständig hierfür ist das Bundeskanzleramt", so Kloibmüller.
Aus dem zuständigen Staatssekretariat im Bundeskanzleramt wurde auf den bereits vereinbarten Stellenplan verwiesen. Dieser sieht für heuer 28.660 vor. Das ist ein Plus von 2,25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für die Jahre 2018 und 2019 sind Aufstockungen der Planstellen um jeweils weitere 350 bereits fixiert. Es sei nun Aufgabe des Innenministers, die Planstellen so zu besetzen, dass die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet ist und gleichzeitig auch die Belastungen für die Exekutivbediensteten so gering wie möglich gehalten wird.