FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache war der zweite Gast bei den Sommergesprächen von Puls 4. Christian Kern „weiß nicht, was er will und mit wem er will“, Sebastian Kurz „ist das längstdienende Regierungsmitglied, er war überall dabei“, und Ulrike Lunacek „ist bald wieder weg“ – so sieht FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache seine Mitbewerber. Die FPÖ stehe jedenfalls für Umsetzung, die anderen für Täuschung und Mogelpackung.“
Eine klare Abgrenzung nahm der FPÖ-Spitzenkandidat zu den Identitären vor: „Wir können Mitgliedern nicht verbieten, bei irgendwelchen Vereinen tätig zu sein, aber wir können klar sagen, dass ein freiheitlicher Funktionär dort nichts verloren hat.“
Unsere Bewertung:
Strache will Kanzler werden und hofft, „dass das Wunder geschieht“. Er agierte aber insgesamt wesentlich weniger aggressiv als in früheren Jahren. Wesentlich ist für ihn, dass er in der Regierung sitzt, um die Politik der Regierung zu verändern.
Dass Kurz und Kern ihn schon abgehängt hätten, stellte Strache in Abrede. Er gehe davon aus, dass jede der drei Parteien, ÖVP, SPÖ und FPÖ, die Chance habe, aus der Wahl als die Nummer 1 hervorzugehen.
Auffallend: In den inhaltlichen Aussagen zeigte sich Strache nahezu deckungsgleich mit der ÖVP, sowohl was die Migrationspolitik, als auch was die Wirtschaftspolitik betrifft. Er selbst legte sich jedoch demonstrativ nicht fest, ob er persönlich lieber mit Kern oder Kurz reagieren würde. "Wir bestehen auf einer Veränderung in der Regierungsarbeit. Entscheidend ist, wer da, nach einer Wahlniederlage womöglich, bereit ist, mitzutun."
Zitate von H.C. Strache:
Auf die Frage, ob er, der sich ein drittes Kind wünscht bereit wäre, in Väterkarenz zu gehen: "Wenn es möglich ist, gerne. Als Bundeskanzler wird die Karenz schwer sein."
Zu den Sozialleistungen: Für Menschen, die nie ins Sozialsystem eingezahlt haben, darf es keine Gegenleistung geben. Da müssen wir ein Dach über dem Kopf, ein Essen, eine medizinische Verosrgung sicherstellen und ihnen einen Gemeinschaftsdienst abverlangen. Erst wenn man eingezahlt hat, soll auch ein Anspruch aus einer Versicherungsleistung entstehen."
Zu Putin: Er sollte ein Partner Europas sein, die Wirtschaftssanktionen sollten wir beenden, da ist uns eine Milliarde Schaden entstanden. Wir hätten uns da heraushalten sollen."
Zu Orban: "Wir müssen ihm Dank sagen, er hat es geschafft, die Balkanroute zu schließen. Das war Orban, nicht Kurz."
Auf die Frage, ob er Stratosphären-Springer Baumgartner (mit dem er vor kurzem Mittagessen war) für seine Liste anwerben will: "Nein, aber er ist ein lieber Freund geworden, und wir treffen uns hin und wieder privat."
Zum Mindestlohn: "Wir sind für den Mindestlohn, aber es braucht Steuerentlastungen, sonst wird der kleine Friseur oder Lebensmittelhändler wieder einen von seinen wenigen Angestellten kündigen müssen. Die Betriebe müssen endlich wieder Gewinne von ihren Umsätzen haben, sonst funktioniert das nicht."
Auf die Frage, ob er ausschließen könne, dass es in einer Regierung unter ihm nicht zu solchen Korruptionsfällen kommen würde wie in früheren Regierungen mit FP-Beteiligung: "Unter meiner Obmannschaft in der FPÖ hat es solche Vorfälle nicht gegeben."
Und auf die Frage, was den Bruder des Grazer FP-Vizebürgermeisters, einen Kunstpädagoge, für gleich mehrere Aufsichtsratsmandate qualifiziere: Er ist fachlich qualifiziert. Wenn er das nicht wäre, könnte man darüber reden."