Zum Weltflüchtlingstag am kommenden Dienstag hat die Hilfsorganisation "Licht für die Welt" am Freitag Kritik an Österreich geübt. Johanna Mang, Geschäftsführerin der Organisation, forderte die Bundesregierung zur "längst überfälligen Unterzeichnung der Charta zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der humanitären Hilfe" auf. "Österreich darf hier nicht länger Schlusslicht sein", sagte Mang.
"Licht für die Welt" zufolge werden benachteiligte Personengruppen wie Menschen mit Behinderungen, Kinder und ältere Menschen in der Flüchtlingsbetreuung häufig übersehen. Sie erleben Barrieren und Ungleichbehandlung beim Zugang zu grundlegenden Angeboten wie Nahrungsmittelversorgung und Trinkwasser, sanitären Anlagen, Unterkunft und psychologischer Unterstützung. "Wir brauchen überall ein inklusives und barrierefreies Vorgehen: bei den Aufnahmeprozessen und der Bedarfserhebung, der Betreuung und den Perspektiven für Flüchtlingen, aber auch beim Schaffen der richtigen Rahmenbedingungen und der Bereitstellung finanzieller Mittel in Österreich für die Länder des Südens", erläuterte Mang. Dabei müssen Menschen mit Behinderungen und ihre Vertreterorganisationen bei allen Prozessen eingebunden sein.
150 Unterzeichner der Charta
Einen wichtigen Schritt sieht die Organisation im Bekenntnis zur "Charta zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der humanitären Hilfe", die im Zuge des Humanitären Weltgipfels 2016 in Istanbul veröffentlicht wurde. Sie rückt die Anliegen von Menschen mit Behinderungen ins Zentrum der Nothilfe und Katastrophenvorsorge. Über 150 humanitäre Akteure haben die Charta bereits seit ihrem Beschluss beim Humanitären Weltgipfel unterzeichnet - darunter auch Staaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Österreich hat sich demgegenüber der Charta bisher nicht angeschlossen. Mang erinnerte daran, dass Österreich als Vertragspartner der UN-Behindertenrechtskonvention die Verpflichtung zu Inklusion in Not- und Konfliktsituationen hat.
Wie notwendig das ist, zeigt sich laut "Licht für die Welt" am Beispiel Südsudan. Von rund 65 Millionen Flüchtlingen heute wird die Zahl der Flüchtlinge mit Behinderung demnach auf knapp zehn Millionen geschätzt. Die Hilfsprojekte der Organisation seien für rund 70.000 Menschen in und außerhalb der Binnenflüchtlings-Camps die einzige Chance auf Rehabilitation, inklusive Schulbildung und augenmedizinische Versorgung.
Die Organisation bietet nach eigenen Angaben außerdem Trainings, Beratungen und Coachings zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den Betrieb und die Organisation der Binnenflüchtlings-Camps an. "Mehrere Agenturen der Vereinten Nationen, internationale und lokale NGOs haben das Angebot bereits dankbar angenommen und ihre Projekte und Programme inklusiv gestaltet", sagte Malte Fähnders, der Programmverantwortliche für Südsudan bei "Licht für die Welt".