Aussendungen der IGGiÖ, der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, gab es nach jedem blutigen Anschlag. Wahrgenommen wurden sie kaum. So entschloss sich die IGGiÖ, ein Dokument zu formulieren, das sich nicht nur klar vom Terror islamistischer Gewalttäter distanziert, sondern auch für Pluralismus, für Chancengleichheit von Männern und Frauen, für Demokratie einsetzt.
Heute um 11 Uhr wird es von allen offiziellen Imamen Österreichs unterzeichnet. Wer nicht kommen kann, unterschreibt online oder per Mail. Alle Unterschriften werden auf der Website der IGGiÖ publiziert. „Hassprediger in Hinterhofmoscheen sind nicht dabei“, stellt Ramazan Demir fest, einer der Initiatoren. Die Zahl dieser problematischen Kleinmoscheen beziffert Demir mit fünf oder sechs, vielleicht zehn.
Die Deklaration, die an alle Parlamentarier, Medien sowie andere Religionsgemeinschaften übermittelt wird, solle zudem nicht die letzte Aktion dieser Art bleiben. Für den Sommer ist eine Menschenkette vom Islamischen Zentrum über die Donaubrücke bis zur nächsten katholischen Pfarre geplant.
Innerislamische Kritik
Der islamische Religionswissenschaftler Ednan Aslan begrüßt zwar die Deklaration, übt aber auch Kritik daran. Für ihn geht sie zu wenig weit. "In dieser Erklärung vermisse ich, dass man sich nicht mit dem Ziel des IS in Syrien, sondernmit dessen Methoden auseinandersetzt. was will der IS? Er will einen Islamischen Staat, er will ein Kalifat. Wie gehen wir mit diesen Begriffen um? Wollen wir einen Islamischen Staat? Wollen wir ein Kalifat? Diese Lehre sollte in der islamischen Theologie neu kritisch reflektiert werden. Sonst kritisieren wirt die Methode des IS, aber dessen Ziele belieben in der islamischen Lehre bestehen", sagte Aslan im Ö1-Morgenjournal.