1. Was bringt die Bildungsreform?
Nach langem Hin und Her steht die Bildungsreform nun kurz vor ihrer Beschlussreife. Sie soll den Schulen in erster Linie mehr Handlungsspielraum und mehr Verantwortung bringen (Stichwort Schulautonomie). Zudem sollen bis zu acht Schulen in sogenannten „Clustern“ zusammengefasst werden können, die von einem Cluster-Leiter verwaltet werden. Und auch die Direktoren sollen in Zukunft mehr Entscheidungsgewalt bekommen (siehe Punkt 4). Zudem beinhaltet die Reform die Möglichkeit einer Modellregion für die gemeinsame Schule.
>> „Diese Reform richtet im besten Fall keinen Schaden an“
2. Was ist eine Modellregion?
Die Modellregion war ursprünglich kein Thema, wurde von den Grünen jedoch in die Reform hineinverhandelt. Dabei geht es um die Erprobung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen in einer bestimmten Region. Vorgesehen ist, dass bundesweit 15 Prozent aller Schulen als Modellregion fungieren dürfen. Wobei in einer einzelnen Region nicht mehr als 5000 AHS-Unterstufenschüler betroffen sein dürfen. Damit wäre eine Modellregion in ganz Vorarlberg (aktuell 4000 AHS-Unterstufenschüler) und im Burgenland (3.500) möglich. In Vorarlberg wurde bereits ein Allparteien-Beschluss für eine Modellregion im Landtag gefasst. Aber an den betroffenen Lehrern und Eltern geht hier kein Weg vorbei. Denn sie müssen an jedem Standort mit je einer einfachen Mehrheit für die Teilnahme an einer solchen Modellregion stimmen.
3. Wird Vorarlberg gleich nach dem Beschluss zu einer Modellregion?
Nein. Auch wenn das Gesetz bald vorliegen sollte, würde der Weg zu einer gemeinsamen Schule in Vorarlberg laut Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) acht bis zehn Jahre dauern. Die pädagogische Ausbildung der Lehrer müsse beispielsweise erst entsprechend adaptiert werden. Aber die nötige Zustimmung von Lehrern und Eltern an den Standorten könnte ein Problem darstellen. Denn verweigert ein größerer Teil der zehn AHS-Unterstufen eine Teilnahme, würden diese Schulen neben einer dann kleineren Modellregion als Alternative bestehen bleiben. Und damit wäre das Modell einer gemeinsamen Schule gescheitert. Die gestrigen Ankündigungen der Eltern- und Lehrervertreter dürften die Regierungsparteien und die Grünen wenig optimistisch stimmen. Viele sprachen sich gegen die Einrichtung einer Modellregion aus.
4. Was würde sich an der Arbeit der Direktoren ändern?
Die Direktoren bekommen mehr Entscheidungsgewalt, was die Auswahl des Personals für die eigene Schule betrifft. Statt einer Zuweisung durch den Landesschulrat sollen die Direktoren in Zukunft selbst bestimmen können, welche Lehrer neu an ihre Schule kommen. Auch für die Abwicklung der Anstellungen soll allein die Bildungsdirektion verantwortlich sein. Erst wenn ein Standort vergebens nach Lehrern sucht, greift die Schulbehörde ein. Zudem könnten Lehrer dann an verschiedenen Stadtorten innerhalb eines Schulclusters eingesetzt werden.
5. Was würde sich am Alltag der Schüler ändern?
Das kommt auf die Experimentierfreudigkeit der Schule an. Denn die hat nun mehr Handlungsspielraum, was die Rahmenbedingungen des Unterrichtes betrifft. So soll die Gesamtunterrichtszeit zwar gleich bleiben, die Dauer der Unterrichtsstunden kann jedoch frei verändert werden. Damit wären diverse Formen von Block- oder Projektunterricht sowie themenbezogener Unterricht möglich. Auch die Schulöffnungszeiten und die schulautonomen Tage können frei gewählt werden. Und auch bei der Klassengröße könnte sich etwas tun. Denn das Reformpaket sieht eine Streichung der Schülermindest- und -höchstzahl vor. Eine höchstzulässige Durchschnittsklassengröße von 25 Schülern soll aber in der Verfassung festgeschrieben werden, um besorgte Pädagogen zu beruhigen.
6. Wie gehts es mit der Reform nun weiter?
Laut Ministerium soll heute mit den Grünen über den Gesetztesentwurf verhandelt werden. Stimmen sie zu und garantieren der Reform somit die nötige Zweidrittelmehrheit, würde man einen entsprechenden Initiativantrag kommende Woche im Nationalrat einbringen.