Viktor Klima feiert runden Geburtstag. Der glücklose Kurzzeit-Kanzler und erfolgsverwöhnte Manager wird 70. Seinen Ruhestand verbringt er mit Frau und drei Kindern auf einer Ranch in Argentinien, pflegt als Hobbys Reiten und Segeln. Die Heimat besucht er einige Mal pro Jahr, um Freunde zu treffen und Ski zu fahren.
Das politische Interesse hat Klima laut Information aus seinem Freundeskreis bis heute nicht verloren. Für einige überraschte Gesichter sorgte der Altkanzler im Jahr 2014, als er im Rahmen eines Wien-Aufenthalts kurz bei einem SPÖ-Parteitag in der Bundeshauptstadt vorbeischaute. Parteipolitische Zwischenrufe von ihm gibt es jedoch grundsätzlich nicht.
Kanzler-Verlust in Richtung Schwarz-Blau
An sich denkt die Partei nicht so gerne an Klima zurück, steht sein Name doch für den Verlust der Kanzlerschaft im Jahr 2000. Zudem waren dem damaligen Parteivorsitzenden viele gram, weil er mit der Angelobung von Schwarz-Blau die Sintflut hinter sich ließ und die Partei relativ ungeordnet Nachfolger Alfred Gusenbauer übergab.
Ohnehin steht Klima für eine Ära in der SPÖ, die lange nicht mehr so en vogue war, für einen wirtschaftslastigen Kurs a la Gerhard Schröder oder Tony Blair. Dabei sind mittlerweile längst auch im Sozialbereich mit sozialdemokratischer Beteiligung Einschnitte erfolgt, die sich Klima und seine berüchtigten Spindoktoren kaum getraut hätten.
Bilderbuchkarriere als Manager
An sich hat der gebürtige Schwechater eine Bilderbuch-Karriere hingelegt. Der studierte Betriebswirtschafter, der sich früh in sozialdemokratischen Jugendorganisationen engagierte, heuerte in seinen 20ern bei der damaligen ÖMV an, in der er es Klima 1990 in den Vorstand schaffte. Zwei Jahre später holte ihn Franz Vranitzky als Quereinsteiger für das Verkehrsressort in sein Kabinett, später wurde er Finanzminister.
Schnell entpuppte sich Klima als Kronprinz des Kanzlers. Spätestens als er Jörg Haider in einem TV-Duell mehr als Paroli bot, wähnte sich die SPÖ sicher, ihre bereits Jahrzehnte dauernde Kanzlerschaft auch mit einer neuen Kraft prolongieren zu können. Doch es kam anders. Nach zwei Jahren war kein Kanzlerbonus aufgebaut. Klimas Ergebnis bei der Nationalratswahl 1999 war enttäuschend, das schwächste der SPÖ bis dahin, und bei den Verhandlungen danach wurde der SPÖ-Chef von Wolfgang Schüssel nach allen Regeln der Kunst vorgeführt.
Wechsel zu VW
Für Klima waren diese Tage wohl die bittersten seiner politischen Karriere, aus der Bahn warfen sie ihn jedoch nicht. Der frühere Öl-Manager wagte sich begleitet von "seinem" früheren SPÖ-Bundesgeschäftsführer Herbert Prock über den großen Teich und heuerte bei VW an. Die Argentinien-Sparte von Volkswagen leitete er über Jahre so erfolgreich, dass er später in die Konzernleitung für Südamerika aufstieg. Argentiniens Präsident Nestor Kirchner hörte auf den Rat Klimas, später auch seine Frau Kristina, die ebenfalls das höchste Amt des Landes ausfüllte.
Argentinische Familie
Von Kanzler-Gattin Sonja, einer ehemaligehn Lehrerin, ist Viktor Klima seit August 2004 geschieden. Eine schwere Herz-Operation 2009 beendete die Karriere Klimas, der aus einer früheren Verbindung einen Sohn und eine Tochter hat. Seither lebt der bekannte Lebemann mit seiner argentinischen Familie - der dritten Frau und drei Kindern - offenbar reichlich zufrieden auf seiner Farm eine Stunde von Buenos Aires entfernt. Geführt werden von ihm nun nicht mehr Menschen sondern 300 Rinder.