Der Hass im Netz boomt. Das zeigt auch der Jahres-Report der Anti-Rassismus-Initiative ZARA, der am Dienstag in einer Pressekonferenz präsentiert wurde. Von den gesamt 1107 gezählten Fällen bezieht sich fast ein Drittel auf das Internet, der höchste jemals gemessene Wert.

Folgerichtig sprach Claudia Schäfer von ZARA von "zügelloser Online-Hetze", die sich immer stärker breit mache. Als besonders abschreckend schilderte ihre Kollegin Dina Malandi einen Fall, in dem als Reaktion auf den Ertrinkungstod eines jugendlichen Flüchtlings Kommentare wie "Mist(...)hätten alle sein können" gepostet wurden.

Negative Stimmungslage wird verstärkt

In die Pflicht nimmt ZARA auch die Politik, die an der negativen Stimmungslage vor allem gegenüber Flüchtlingen und speziell Muslimen ihren Anteil habe. Verwiesen wird im Report etwa auf Aussagen von Team Stronach-Klubobmann Robert Lugar, der Asylwerber mit "Neandertalern" verglichen hatte. Kritisch wird auch angemerkt, dass FPÖ-Politiker nachweisliche Falschmeldungen wie etwa, dass Asylwerber in Spitälern bevorzugt werden, posten würden.

ZARA will heuer als Reaktion auf das Anschwellen der Fremdenfeindlichkeit im Netz Bewusstsein schärfen. Mit der Initiative "CounterAct" sollen etwa Optionen, wie man sich gegen Hass im Netz wehren kann" dargelegt werden, ebenso Erklärungen zu den wichtigsten Begriffen. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich.

Hemmschwelle für Tätlichkeiten sinkt

Wie drängend die Problematik ist, zeigt sich mit einem Blick auf die Langzeit-Statistik der von ZARA dokumentierten Fälle. So waren 2010 nur neun Prozent der angezeigten Fälle dem Bereich Internet zugeordnet. 2016 kletterte der Wert bereits auf 31 Prozent, womit der öffentliche Raum (20 Prozent) auf Platz zwei der Beschwerdeliste verdrängt wurde.

Die Anti-Rassismus-Initiative ist überzeugt, dass durch die "hysterische Stimmungs- und Angstmache", die sich über Online-Communitys verbreitet, auch die Hemmschwelle für Tätlichkeiten sinkt. Verwiesen wird etwa auf Brandanschläge auf Asyleinrichtungen aber auch auf alltägliche Rassismen wie das Verkleben der Tür von ausländischen Mietern oder den Ausschluss eines nach Österreich geflüchteten Buben aus einer Kinder-Fußballmannschaft.