Wenn es um die Einführung weiterer Zugangsbeschränkungen bei Uni-Studien geht, ist Jus ein heißer Kandidat. Die Rechtswissenschaften waren im Wintersemester 2016/17 mit fast 4500 Studienanfängern das am häufigsten begonnene Studium. Gleichzeitig schließt nur ein Drittel das Jus-Diplomstudium auch ab, wie es in einer internen Unterlage des Wissenschaftsministeriums heißt.
Insgesamt sind bereits bei zehn der 20 Studien mit den meisten Neueinschreibungen die Plätze beschränkt. Noch keine Aufnahmeprüfungen gibt es neben Jus (4465 begonnenen Studien) bei Wirtschaftsrecht (vor allem Wirtschaftsuniversität; 3045), in der Pädagogik (2648), Soziologie (1503), Politikwissenschaften (1469), Anglistik (1469), Deutsche Philologie vulgo Germanistik (1302), Übersetzen und Dolmetschen (1263), Geschichte (1245) und Chemie (1194).
Die übrigen Fächer in den Top 20 sind entweder schon länger beschränkt (Humanmedizin, Psychologie, Publizistik) oder wurden es mit der Einführung des Testlaufs zur Studienplatzfinanzierung im Studienjahr 2013/14 (Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie, Wirtschaftswissenschaften).
Geht es nach der Universitätenkonferenz, soll es überhaupt in allen Fächern künftig Aufnahmeverfahren geben, um die Verbindlichkeit der Studienwahl zu erhöhen. Platzbeschränkungen soll es allerdings nur dann geben, wenn es mehr Studienanfänger gibt als vernünftig betreut werden können.
"Umstellung dauert neun Jahre"
Die Umstellung der Uni-Finanzierung wird laut Oliver Vitouch, dem Präsidenten der Universitätenkonferenz, fast ein Jahrzehnt dauern. Vom Einstieg in die Studienplatzfinanzierung erwartet er bessere Betreuungsverhältnisse in den überlaufenen Fächern und wo nötig weitere Platzbeschränkungen. Zusätzlich wollen die Unis Aufnahmeverfahren in allen Fächern, um die Studienwahl verbindlicher zu machen.
"Eine Gesamtarchitektur aus einem Guss zu schaffen ist nicht einfach und sicher nicht von einem Jahr auf das andere zu machen", warnt uniko-Präsident Vitouch vor zu hohen Erwartungen an die nun von der Regierung erneut angekündigte Studienplatzfinanzierung. Er gehe davon aus, dass eine komplette Umstellung auf ein System wie bei den Fachhochschulen - hier finanziert der Bund pro Fach eine davor festgelegte Zahl an Studienplätzen - drei Leistungsvereinbarungsperioden und damit insgesamt neun Jahre brauchen wird.
Vorerst nur ein Einstieg
Vorerst könne es ehrlicherweise nur einen Einstieg in die Studienplatzfinanzierung geben. Dafür rechnet Vitouch mit 500 Mio. Euro Zusatzkosten für die Jahre 2019-21, die konkreten Zahlen sollten in den angekündigten Verhandlungen bis Juni fixiert werden. Noch offen ist dabei laut Vitouch auch, woran sich die Zahl der Studienplätze orientieren soll. Im Raum stünden neben der Zahl der Absolventen plus einem Aufschlag von beispielsweise 20 Prozent auch die Zahl der Studierenden, die die Studieneingangsphase erfolgreich hinter sich gebracht haben.